Studium Medizin:
Seid mutig. Glaubt an euch. Traut euch.
Du interessierst dich für Medizin und willst nach der Schule am liebsten im Ausland studieren, hast aber keinen richtigen Plan, wie und wo das möglich ist? Deshalb haben wir mit Franzi aus Dermbach gesprochen. Die 25-jährige Thüringerin studiert im 3. Semester Medizin und das in Bulgarien.
Franzi, wie bist du zum Medizinstudium gekommen?
Nach dem Abitur wusste ich erstmal nicht, was ich machen sollte. Also habe ich mich für ein Jahr Work & Travel entschieden. Dort hat sich schnell gezeigt, dass mir die Arbeit mit Menschen viel Spaß macht. Zurück in Deutschland habe ich dann den Test für Medizinische Studiengänge (TMS) absolviert. Mit diesem und meinem Abitur-Zeugnis, habe ich mich mehrfach an verschiedenen deutschen Universitäten beworben. Ohne Erfolg. Um trotzdem im Medizin-Bereich arbeiten zu können, habe ich in Köln eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin gemacht. Dort hat mir eine Kollegin den Tipp gegeben, mich im Ausland zu bewerben. Da einige Universitäten extra Plätze für Auslandsstudenten freihalten und der Numerus Clausus keine entscheidende Rolle spielt, hat man dort eine größere Chance einen Studienplatz zu erhalten. So bin ich also in Varna (Bulgarien) gelandet.
Wie lief der Bewerbungsprozess bei dir ab?
Ich habe mich direkt an der Universität beworben. Das war gar nicht schwer, da ausländische Universitäten häufig genau ausschreiben, was für die Bewerbung benötigt wird. Um mich zu bewerben, musste ich zum Beispiel ein paar beglaubigte Zeugnisse und ein ärztliches Attest einreichen. Damit war ich zum Einstellungstest zugelassen, den jeder Bewerber schreiben muss. Im Test wurden die Bereiche Biologie, Chemie und Englisch abgefragt. Ob man dann einen Platz bekommt, hängt letztendlich vom Testergebnis ab und ob die Bewerbungsunterlagen vollständig eingereicht wurden.
Foto: privat.
Merkst du Unterschiede zum Medizinstudium in Deutschland?
Das Medizinstudium in Bulgarien dauert wie in Deutschland sechs Jahre, in denen man die ersten zwei Jahre nur an der Universität ist und vorranging naturwissenschaftliche Fächer wie Biochemie, Anatomie und Latein hat. Danach geht es für drei Jahre verstärkt in Kliniken und die Fächer werden medizinischer. Unterrichtet wird dann zum Beispiel Innere Medizin, Pathologie und Pharmakologie. Das letzte Jahr ist ein reines Praxisjahr. Ein großer Unterschied ist natürlich die Sprache. Das Studium in Bulgarien ist komplett auf Englisch, da sowohl Professoren als auch Studenten aus verschiedenen Ländern kommen.
Und das Leben außerhalb des Studiums?
Ist echt cool. Unser Campus in Varna ist etwas wie ein Dorf. Jeder kennt jeden. Die höheren Semester helfen den jüngeren und es wird viel gemeinsam unternommen. Die Corona-Maßnahmen sind hier schon etwas länger gelockert, so dass wir uns in Cafés, Bars oder auch in der Disco treffen können. Dazu sind die Lebenshaltungskosten, wie Miete und Lebensmittel, sehr günstig. Das erleichtert finanziell einiges und macht das Leben hier sehr angenehm.
Gibt es Eigenschaften, die man als angehender Medizinstudent mitbringen sollte?
Neben dem grundlegenden Interesse für naturwissenschaftliche Fächer und dem Arbeiten mit und am Menschen sowie Offenheit für Sprachen. Nicht nur für Englisch, sondern auch für die Muttersprache des Landes. Dazu Neugierde auf eine andere Kultur und die Akzeptanz kultureller Unterschiede. In Bulgarien ticken beispielsweise die Uhren um einiges langsamer als in Deutschland.
Welche Tipps hast du für Medizininteressierte?
Lasst euch nicht von den Anforderungen eines Medizinstudiums abschrecken. Jeder, der sich ernsthaft für Medizin interessiert, dazu Lernbereitschaft und Ausdauer für längere Lernphasen in der Bibliothek mitbringt, kann es schaffen. Seid mutig. Glaubt an euch. Traut euch. (sb)