Mit Koller, Kappe und Kehrleine

Wenn Maria jemandem aufs Dach steigt, dann hat das rein berufliche Gründe. Die 22-Jährige ist nämlich Schornsteinfegerin, beziehungsweise als Schornsteinfegerazubine auf dem Weg dahin, eine zu werden. Täglich schlüpft sie in den Koller – die Uniform – setzt ihr Käppi auf und schnappt sich die Kehrleine, um auf den Dächern in und um Bad Langensalza das zu tun, was ein Schornsteinfeger so tut: Schornsteine fegen. Wobei das eigentlich nur eine von vielen verschiedenen Aufgaben ist, zu denen neben Messungen und Inspektionen von Heizanlagen übrigens auch im 21. Jahrhundert immer noch das Glückbringen gehört.

Schornsteinfeger (m/w/d)

Worum gehts?

Schornsteinfeger kontrollieren und reinigen Feuerungs- und Lüftungsanlagen, messen und prüfen Abgase und stellen störungsfreie und umweltgerechte Funktionalität der Anlagen sicher. 

Dauer: 3 Jahre

Voraussetzungen:

Wichtig für die Arbeit sind Höhentauglichkeit, körperliche Fitness, handwerkliches Geschick, technisches Verständnis, Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt und serviceorientiertes Arbeiten.

Chancen:

Die Weiterbildung zum Schornsteinfegermeister ist möglich. Ebenso auch eine Spezialisierung auf den Bereich Energie udn Energieberatung, Brand- oder Umweltschutz.

Foto: krizz7 – adobe.stock.com

„Das Schornsteinfegen ist natürlich eine der Aufgaben der Schornsteinfeger“,

erklärt Maria, aber es gehört noch viel mehr dazu. Man ist nicht nur auf dem Dach unterwegs, sondern sehr viel auch in den Wohnungen und Heizungskellern.“ Das wusste Maria schon von ihrem Vater, der auch Schornsteinfeger ist, und zwar einer mit ansteckender Leidenschaft. „Wenn er früher von seiner Arbeit erzählt hat, dachte ich immer: ‚Das ist der schönste Beruf, den es gibt‘.“

Zwar entschied sie sich zunächst für einen anderen Weg und schloss die Ausbildung zur Zahnarzthelferin ab, doch richtig zufrieden war sie damit nicht.

 „Mit 21 hab ich mir dann gesagt, ich bin noch jung, ich mach jetzt einfach doch noch die Ausbildung zum Schornsteinfeger.“ Die dauert eigentlich drei Jahre, Maria konnte dank ihres Realschulabschlusses aber gleich ins zweite Lehrjahr einsteigen. Den Stoff aus dem ersten musste sie dafür selbst nacharbeiten. „Da ging es vor allem um die Geschichte des Schornsteinfegerhandwerks und Grundlagen wie Verbrennungstheorie, Chemie und Physik.“ Dazu kommen dann später noch stöchiometrisches Rechnen, Verbrennungs- und Abgasanlagen sowie gesetzliche Inhalte und Wirtschaft. Die Berufsschule für Schornsteinfegerazubis aus Thüringen und drei angrenzende Bundesländern ist in Eilenburg in Sachsen.

Marias praktische Ausbildung findet im Unternehmen und in überbetrieblichen Lehrgängen statt.

In denen geht es dann zum Beispiel um das Mauern von Schornsteinen oder bestimmte Messtechniken. Das meiste lernt sie aber, wenn sie mit ihrem Gesellen im Alltag unterwegs ist. Schornsteinfeger messen unter anderem Abgaswerte von Heizanlagen, kontrollieren Lüftungsanlagen und Feuerstätten, schließen Kamine an, überprüfen das Einhalten gesetzlicher Richtlinien und beraten zu Fragen der Energieeffizienz, des Brand- und des Klimaschutzes. Sie tragen dabei sehr viel Verantwortung, denn wenn zum Beispiel eine Heizgasanlage nicht richtig funktioniert und Kohlenmonoxid austritt, besteht Lebensgefahr für den Betreiber. Deshalb muss während der Ausbildung bei diesen Messungen immer ein Geselle dabei sein. Wichtig ist neben einer gründlichen Arbeitsweise auch ein guter Umgang mit Menschen. „Wir betreten die Wohnungen der Kunden, da muss man schon ein angenehmes Auftreten haben und Vertrauen ausstrahlen.“

„Das, was mir an meiner Arbeit am meisten Spaß macht, ist dann aber doch das Kehren auf dem Dach“, erzählt Maria.

„Wir haben im Jahr drei Kehrtouren. Da ist mein persönliches Highlight ein kleines Häuschen auf einem Hügel hier in der Nähe, wenn ich dort morgens zum Sonnenaufgang auf dem Dach stehe, kann ich mir keine schönere Arbeit vorstellen.“ Auch wenn diese natürlich nicht ganz ungefährlich ist. Schornsteinfeger arbeiten auf den Dächern ohne Sicherung. „Man muss wissen, was man sich zutraut. Ich komme in der Höhe gut klar, nur wenn es zu stürmisch wird, bin ich noch unsicher.“

Dass Maria als Schornsteinfegerin eine echte Ausnahmeerscheinung ist,

freut nicht nur die Kunden, sondern auch die Menschen auf der Straße. „Wenn ich in meiner Uniform unterwegs bin, dann werde ich schon sehr oft angesprochen. Für Mädchen ist das ja doch ein eher untypischer Beruf. Aber mir macht das Spaß. Ich bin gern eine Glücksbringerin.“ (mü)

 

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