Zurück in den Alltag
Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin sind zwei Begriffe, die den gleichen Beruf beschreiben und die synonym verwendet werden. „Ich bevorzuge den Begriff Sozialpädagogin“, sagt Laura. Die 25-Jährige hat über einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) den Weg zu ihrem Traumberuf gefunden.
Foto: Sandra Böhm
Ihr Interesse für dieses Berufsfeld reicht aber noch viel weiter zurück.
„Das hat schon in meiner Kindheit angefangen“, erinnert sie sich. „In meiner Nachbarschaft waren alle Kinder jünger als ich. Also habe ich viel mit ihnen gemacht und auch bei Festen mit ihnen gespielt. Die Zusammenarbeit mit Kindern hat mir schon immer viel Spaß gemacht.“ In der Schulzeit hat sie ein Praktikum im Kindergarten gemacht. Das sei genau das gewesen, wo sie später einmal beruflich hingehen wollte. „Ich habe immer gedacht, ich werde mal Erzieherin“, erzählt sie und lacht. Doch dann hat ihr eine Bekannte von dem gemeinnützigen Verein „Das Priorat Kultur und Soziales“ in Mühlhausen erzählt, über den sie erst das BFD absolviert hat und im Anschluss das duale Studium in Kooperation mit der Staatlichen Berufsakademie Breitenbrunn im Studiengang „Soziale Arbeit – Hilfen zur Erziehung“.
Im Priorat arbeitet Laura inzwischen in der therapeutischen Wohngruppe „Hand in Hand“.
Hier leben zurzeit 18 Jugendliche zwischen zehn und 21 Jahren, bei denen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Essstörungen oder andere Zwangserkrankungen diagnostiziert wurden. In familienähnlichen Lebensbedingungen werden sie von Sozialpädagogen wie Laura betreut und sollen wieder in ein altersgemäßes Alltagsleben zurückgeführt werden. Aufgrund der Erkrankungen sei es sehr wichtig, dass das Leben in dem Kinderheim für die Bewohner stark durchstrukturiert ist, sagt die stellvertretende Leiterin Juliana Kaufhold.
Während ihres BFD war Laura im Kinderheim „Am Eichenweg“.
Dort leben jüngere Kinder, die Störungen im Sozialverhalten aufweisen. „Ich war dort unter anderem Schulbegleiterin und habe ein Kind im Unterricht betreut und bei Konflikten eingegriffen“, erinnert sie sich. Zudem hat sie bei den Hausaufgaben unterstützt, die Kinder zu Arztterminen begleitet, sie ins Bett gebracht, war mit ihnen auf dem Spielplatz und hat mit ihnen gespielt, gemalt und gebastelt.
Auch den praktischen Teil ihres dualen Studiums hat sie in dieser Einrichtung verbracht. „Ich war immer drei Monate in Breitenbrunn und danach drei Monate am Eichenweg im Kinderheim. Jeweils nach der Praxisphase stand die Prüfung an“, berichtet die Sozialpädagogin, die ihr Studium 2019 beendet hat.
Zu Beginn ihres Studiums hat Laura alle wichtigen Grundlagen gelernt.
Da Sozialpädagogen ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten abdecken, bestand ihr Studienplan in den ersten Semestern aus soziologischen, psychologischen und rechtlichen Grundlagen. „Das Achte Buch des Sozialgesetzbuchs ist für diese Einrichtung die wichtigste rechtliche Grundlage“, weiß Laura. Dort sind die bundesgesetzlichen Regelungen festgehalten, die die Kinder- und Jugendhilfe betreffen. In ihrer gewählten Spezialisierung standen in späteren Semestern zudem einige Pflichtmodule zu den Hilfen zur Erziehung wie „Sozialpädagogische Diagnostik und Fallarbeit“ und „Psychosoziale Beratung und Unterstützung von Eltern und Familien“ im Fokus. Doch auch Philosophie stand auf Lauras Stundenplan. „Das hat dabei geholfen, vieles besser zu hinterfragen und verschiedene Perspektiven einzunehmen.“ Besonders stark hat sich Laura für das Modul „Einzelfallhilfe“ interessiert. Nach den sechs Semestern hat sie ihre Bachelorarbeit geschrieben.
Auch wenn der Tag für die im Kinderheim lebenden Jugendlichen stark durchstrukturiert sei, sei für die Sozialpädagogin trotzdem jeder Tag anders, so Laura.
„Man muss auch spontan sein und den Alltag mal umstrukturieren. Am meisten macht es mir Spaß für die Jugendlichen da zu sein und zu sehen, wie sie die Ratschläge, die ich ihnen gebe, umsetzen und annehmen. Schön ist es auch, wenn wir Ausflüge mit Kindern machen, die vorher noch nie im Urlaub waren.“ (sa)