Michelle und 111 kleine Geißlein

Ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) nutzen viele, um sich auszuprobieren. Ist die Arbeit an der frischen Luft etwas für mich? Kann ich mir das als meinen Beruf vorstellen? Michelle hat sich ihren FÖJ-­Platz auf dem Ziegenhof Peter in Greußen auch bewusst ausgesucht. Obwohl sie später in eine ganz andere Richtung gehen möchte.

Darum geht’s:

Das Freiwillige Ökologische Jahr in Thüringen (FÖJ) ist für Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren gedacht. Du kannst in verschiedene Bereiche des Umweltschutzes hineinschnuppern. Die verschiedenen Einsatzgebiet sind: Garten- und Landschaftspflege, Kinder-, Jugend- und Bildungsarbeit, Tierpflege, Forschung, Institute, Museen und die Ökologische Landwirtschaft.

Dauer: 12 Monate

 

FREIWILLIGES Ökologisches JAHR auf dem Ziegenhof

Foto: Sandra Böhm

„Mein Papa ist im Obstbau tätig.

Ich sehe, wie er jeden Tag hart arbeitet“, erklärt die 20­-Jährige. Er sei für sie ein Vorbild und sie habe auch mal so mit anpacken wollen, wie er es tue. Nach ihrem FÖJ möchte sie nämlich in eine andere Richtung gehen: „Ich möchte entweder Musik und Englisch auf Lehramt oder Musiktheater studieren.“

Jetzt kümmert sie sich auf dem Ziegenhof jedoch um die dutzenden Thüringer Waldziegen und insbesondere um ihre 111 Lämmer.

Die kleinsten von ihnen bekommen noch Lämmermilch, die Michelle in einem großen Eimer für sie anrührt. Dieser ist mit Schläuchen an Saugern, ähnlich einer Nuckelflasche verbunden, auf die sich die Zicklein stürzen. Darüber hinaus leben auf dem Hof Hühner, Fränkische Landgänse und Exmoor Ponys.

Als eines der Lämmer mit ihrem Kopf und den kleinen Hörnern in der Heuraufe festhängt, führt Michelle das Tier behutsam wieder hinaus.

„Das ist Michelle!“, sagt die FÖJ-­lerin und lacht. Viele der Tiere, auch von den erwachsenen, kann sie inzwischen namentlich unterscheiden. Bei den Zuchtböcken ist das nicht schwer. Bock Credo fällt durch seine großen geschwungenen Hörner auf. Aber auch die Ziegen sehen bei genauerem Hinsehen verschieden aus. „Wenn man sie eine Weile betrachtet, fallen einem auch Unterschiede auf. Manche haben ein eher schmales Gesicht. Außerdem haben manche Hörner, andere nicht, sind kleiner oder größer.“ Auf dem Hof arbeitet Michelle sehr selbstständig. Unter der Woche ist sie für die Tiere verantwortlich: Sie füttert die Hühner und Ziegen, säubert den Melkstand und mistet aus. Manchmal ist sie auch beim Melken mit dabei. Aus der Milch werden in der Käserei verschiedene Käse hergestellt. Auch dabei hilft Michelle.

Als sich Michelle erkundigt hat, wo sie ihren Freiwilligendienst absolvieren kann,

hat sie sich den Hof angeschaut und beschlossen, ihr FÖJ hier zu machen. Denn: „Ziegen sind meine Lieblingstiere! Früher kannte ich sie aus dem Streichelzoo. Sie waren immer die einzigen, auf die ich mich bei einem Zoobesuch gefreut habe.“

Als FÖJ-­lerin betreut Michelle auch ein Projekt.

„Ich wusste gar nicht, dass wir so etwas machen müssen. Aber in der ersten Seminarwoche wurde uns das gesagt“, erinnert sie sich. Sie setzt auf dem Ziegenhof die Idee des Hühnereiverkaufs um. Dafür hat sie das Gestalterische des kleinen Verkaufs stands übernommen: Deko gebastelt, Flyer designt und die Tafel beschriftet. Das Know­-how hat sie durch den Besuch des Beruflichen Gymnasiums der Walter-Gropius-­Schule in Erfurt. Dort hatte sie die Fachrichtung Gestaltungs-­ und Medientechnik eingeschlagen.

An ihrem Studienwunsch hat ihr FÖJ zwar nichts geändert, aber für die Zukunft nimmt Michelle trotzdem einiges mit:

„Viele Menschen schätzen die Arbeit, die hinter den Lebensmitteln steckt, nicht. Dabei gehört so viel dazu.“ Auch ihre Meinung zum Schlachten hat sich geändert. Eigentlich habe sie nicht bei einer Schlachtung dabei sein wollen, war es dann aber doch. „Mein Bezug dazu hat sich geändert. Ich finde es jetzt nicht mehr so schlimm.“ (sa)

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