Selbst etwas bewegen: Jugendbeirat Steinbach-Hallenberg

Stell dir vor, du kannst den Entscheidern in deiner Stadt oder Gemeinde mitteilen, was sie für dich und andere Jugendliche tun sollen. Genau das macht ein Jugendbeirat. Seit mehr als zwei Jahren hat auch Steinbach-Hallenberg einen solchen. Und in diesen zwei Jahren hat er schon einiges erreicht.

 

Geländeplanung

Wo soll was hin? Die Ideen, was alles auf die „Haselpipe“ gebaut werden soll, kamen von den Steinbach-Hallenberger Kindern und Jugendlichen. Fotos: Privat

Selbst etwas bewegen: Jugendbeirat Steinbach-Hallenberg

Die Initiative für die Gründung des neuen städtischen Gremiums kam vonseiten der Stadt, um die Belange der Jugendlichen in die kommunalpolitischen Entscheidungen und Prozesse einfließen zu lassen. Marie Burkhardt ist die Vorsitzende des Jugendbeirats. „Es geht hier um meinen Heimatort und um den Ort, in dem wir aufgewachsen sind. Wir haben es selbst die letzten Jahre am eigenen Leib erfahren, wie wenig Angebote es für die Jugendlichen gibt. Und wer kann da am besten entgegenwirken als die Jugendlichen selbst? Deswegen ist es für uns eine gute Gelegenheit da aktiv mitzuwirken und selbst etwas voranzutreiben.“

So geht es auch ihrem Stellvertreter Paul Marr, der es wichtig findet, dass Jugendliche nicht nur von Erwachsenen, sondern auch durch sich selbst vertreten werden: „Man kennt ja Schülervertretungen, Schülersprecher, Klassensprecher und so weiter. Aber wir sind eben eine kommunale Vertretung. Ich denke, es ist sehr wichtig, auch in der Stadt etwas zu bewegen.“

Eigenen Treffpunkt für Jugendliche schaffen

Das ist genau das Stichwort, wenn es um das größte Projekt geht, das der Jugendbeirat in den vergangenen Jahren und auch noch aktuell vorantreibt: einen eigenen Treffpunkt für die Jugendlichen von Steinbach-Hallenberg. Den habe es vorher schlicht nicht gegeben, sodass sie sich an Orten trafen, an denen sie nicht geduldet wurden. Die „Haselpipe“ soll das ändern. Im Steinbach-Hallenberger Gewerbegebiet „Am Schwertzer“ entsteht derzeit das neue Skate- und Freizeitareal namens „Haselpipe“. Schon im September 2023 erfolgte der symbolische erste Spatenstich mit Vertretern vom Förderverein Sport- und Freizeit, des Jugendbeirats, der Baufirma und der Stadtverwaltung.

Was hier alles entstehen soll

Die Ideen, was auf dem Platz entstehen soll, seien ebenfalls von den rund 60 Jugendlichen aus dem Ort gekommen. Um möglichst viele Interessen auf den knapp 800 Quadratmetern abzudecken, wird es eine Dreiteilung des Platzes geben. Das größte Teil wird ein Skate-Areal. Daneben soll es ein Sport-Areal mit Kleinsportanlagen wie Fußballtore, Basketballkörbe und ein abnehmbares Volleyballnetz geben sowie eine Chill-Area mit einer Grillecke, Picknicktischen, Holzliegen und Co. Dabei seien alle Ideen von den Jugendlichen gekommen.

Jugendbeirat Steinbach-Hallenberg

Im September 2023 fand der symbolische erste Spatenstich für die Erdarbeiten der „Haselpipe“ statt.

Untergrund

Inzwischen ist das erste Etappenziel erreicht und der Untergrund fertig.

Spendengelder sammeln

Inzwischen ist der Untergrund der Anlage fertig. Jetzt geht es darum, den Platz mit Leben zu füllen, wie Vorsitzende Marie Burkhardt sagt. Aktuell sammeln sie dafür über den Förderverein noch Spendengelder, hoffen aber, dass der Platz ab Sommer für die Jugendlichen nutzbar ist. „Wir haben letztes Jahr unglaublich viele Spendenaktionen auf die Beine gestellt, um bei jeder Gelegenheit Spendengelder zu akquirieren – sei es ein Stollenverkauf beim Adventsfest oder ein Bratwurststand zur Gewerbeausstellung“, so die 22-jährige Industriekauffrau weiter. „Wir haben aber auch viele Unternehmen, gerade hier im Haselgrund, die auch größere Summen gespendet haben. Wir sammeln auch weiterhin noch aktiv Spenden.“

Ort gezielt gewählt

Vielleicht mag es auf den ersten Blick ungewohnt wirken, warum der Platz für die Jugendlichen in einem Gewerbegebiet sein soll. „Es gibt natürlich immer auch die Erwachsenen, die sagen, dass die Jugend in die Stadtmitte gehört“, sagt Jugendsozialarbeiterin Anja Suchanek. Sie leitet unter anderem den Jugendclub in Steinbach-Hallenberg und begleitet organisatorisch und administrativ den Jugendbeirat. Sie findet es für die Zukunft zwar wichtig, dass die Jugend auch in der Stadtmitte sichtbar wird, weiß aber, dass die Jugendlichen sich ihren Platz selbst aussuchen müssen. Marie Burkhardt erklärt, warum sie den Standort richtig findet: „Durch die Eingemeindung gehören sieben Ortsteile zu Steinbach-Hallenberg, wobei Steinbach-Hallenberg und Viernau die beiden größten sind. Das Gewerbegebiet liegt genau dazwischen und ist verkehrstechnisch sehr gut angebunden.“

Engagement wird ausgezeichnet

Ein weiterer Vorteil sei gewesen, dass ab dem späten Nachmittag in dem Gewerbegebiet nichts mehr viel los sei, sodass sich niemand über Ruhestörung beschweren könne. „Da können die Jugendlichen auch mal die Musik lauter drehen und kein Anwohner beschwert sich, weil es einfach keine Anwohner gibt.“ Das sei in der Vergangenheit eins der Hauptprobleme an den provisorischen Trefforten der Jugendlichen gewesen.

„Das ist ein Jugendbeirat, der die Messlatte für zukünftige sehr weit hochlegt“, lobt Anja Suchanek die neun Mitglieder. „Als Stadt sind wir sehr stolz auf sie.“ Da wundert es nicht, dass das Haselpipe-Projekt auch beim Ideenwettbewerb der ostdeutschen Bundesländer „machen!2023“ für Projekte des bürgerlichen Engagements in der Kategorie „Engagement der jungen Generation“ geehrt wurde. Dafür erhielt der Jugendbeirat ein Preisgeld von 5.000 Euro.

Instagram: @jugendbeirat_haselgrund

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