Der Traum vom eigenen Laden
Sich selbst verwirklichen und seine eigenen Träume und Ziele angehen: Genau das haben Mandy und Christoph Geheeb in diesem Frühjahr in die Tat umgesetzt. Seit April 2022 betreiben sie ihren Lebensmittelladen „Handvoll Heimat“ mit integriertem Café in Barchfeld-Immelborn. „Es war schon immer mein Traum, mal ein eigenes Café zu haben“, schwärmt Mandy. Christoph ergänzt: „Es muss einem aber bewusst sein, dass man einen unsagbaren Willen haben muss, um das anzugehen.“
Hier ist alles bereit für die Kunden.
Neben diesem starken Willen haben ihnen auch ihre fundierten Ausbildungen sehr den Rücken gestärkt und somit die Basis geschaffen.
Bevor sie gemeinsam den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben, waren sie zuletzt beide im Hagebaumarkt angestellt. Ursprünglich ist Mandy gelernte Konditorin und hat 17 Jahre in diesem Beruf gearbeitet, ehe sie mit der Geburt ihres zweiten Kindes in die Gartencenter-Abteilung eines Baumarktes wechselte. „Dort habe ich sehr viel gelernt, zum Beispiel über essbare Pflanzen“, zieht sie die Verbindungen zwischen ihren drei Tätigkeiten.
Christoph bringt viel gebündeltes Wissen aus der Betriebswirtschaft mit.
Erst hat er im Baumarkt eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel absolviert, dann eine Weiterbildung zum Handelsfachwirt gemacht und zu guter Letzt neben der Vollzeitbeschäftigung Betriebswirtschaftslehre (BWL) studiert. „Das Wissen daraus brauchen wir täglich – allein schon bei den Handelsprozessen. Wir haben all das aus unseren Ausbildungen und dem Studium mitgenommen“, betont Christoph.
Dennoch: „Wir gehen einen ganz entgegengesetzten Weg als der übliche Lebensmittelhandel“, so der 42-jährige zweifache Familienvater.
Sie kriegen ihre Ware nicht zu festen Terminen geliefert. Sie können nicht versprechen: Morgen kommt eine neue Ladung frischer Ingwer. Und sie haben auch kein riesiges Lager, aus dem sie einfach eine neue Palette einer bestimmten Ware hervorholen können, wenn es im Laden vergriffen ist. Nein. Die Ware holen sie bei den Landwirten, Fleischern und Bauern persönlich ab. Sie kennen ihre Produzenten und sind schon Monate vor der Ladeneröffnung zu den verschiedenen Höfen gefahren. Einerseits konnten sie sich so dort persönlich vorstellen, andererseits dadurch auch die Lebensmittelerzeuger kennenlernen. Mandy: „Es war uns sehr wichtig, dass wir alle persönlich angefahren sind. Wir wollten sehen, wie es gemacht wird und wer hinter den verschiedenen Produkten steckt.“
Es komme oft vor, dass die Kunden im Geschäft fragten, was woher komme.
Darauf hat Christoph sofort die Antworten parat: „Die Eier kriegen wir aus Wolfmannhausen vom Bauer Bernhard Günther, Säfte, Kirschen und Äpfel vom Obsthof ‚Apfeliebe‘ der Familie Fett aus Kammerforst. Wir fahren auch bis nach Hermannsfeld zum Gartenbaubetrieb Vogtmann, um dort saisonal das Gemüse zu holen: Kartoffeln, Blumenkohl oder zum Beispiel Kohlrabi. Jetzt im Herbst und Winter auch Äpfel, Wirsing, Kürbis und Walnüsse.“
Was so idyllisch und fast romantisch klingt, war aber keineswegs ein einfacher Weg.
Anfangs seien die Bauern und kleinen Produzenten ihnen eher argwöhnisch begegnet. Das kommt laut Christoph daher, dass die Bauern es kennen, dass der Großhandel den Preis diktiert und die Produzenten sich danach richten müssten. Das machen sie bei „Handvoll Heimat“ nach eigenen Aussagen ganz anders: „Die Fleischer, Bauern und so weiter haben ja die körperliche Arbeit. Deswegen sagen sie uns ihren Preis und wir kalkulieren“, so Christoph. Ähnlich sei dies auch, wenn es darum geht, was sie auf ihrer Verkaufsfläche anbieten können.
Wurstwaren holt Christoph dienstags und donnerstags, Backwaren wie Kuchen oder Brot und Brötchen jeden Morgen und die Regalware, wie sie abverkauft wird.
Wenn aber mal was leer ist, ist es eben leer. Christoph erzählt: „Es kommt öfter vor, dass Kunden in den Laden kommen und dann eben mal etwas nicht da ist. Aber dann freuen sie sich umso mehr, wenn es wieder verfügbar ist.“ Mandy ergänzt: „Die Kunden akzeptieren das, weil sie eben wissen, dass wir die Ware direkt von den Bauern kaufen und wir uns nach ihnen richten.“
Dass die Kunden am Ende mit einem Lächeln ihren kleinen Laden verlassen, ist Mandy und Christoph das Wichtigste.
„Wir wollen die Menschlichkeit zurückholen – gerade nach Corona“, sagt die 39-Jährige. „Wenn der Laden gerade voll ist, dann haben wir einen Hocker für die Oma, damit sie sich setzen kann und wir mal quatschen. Oder wir bringen ihr die vollen Tüten zum Auto. Wenn Kinder was in die Kasse eingeben wollen, dann können sie das auch.“ (sa)
Christoph und Mandy Geheeb sind die Menschen hinter „Handvoll Heimat“.
Die regionalen und saisonalen Produkte holen sie selbst ab.
Fotos: Handvoll Heimat