Vorstellungsgespräch? Na, klar! Aber digital?!

Die ganze Nacht kaum geschlafen, schwitzige Hände und ein leichtes Zittern in der Stimme? Lampenfieber vor dem Vorstellungsgespräch ist nicht sehr angenehm, aber weit verbreitet – vor allem, wenn man sich als Schüler einer Reihe von Abteilungsleitern und Geschäftsführern gegenüberstellen muss. Ein richtiges Wundermittel gegen die Nervosität gibt es leider nicht, aber eine gute Vorbereitung kann dir helfen und dich ablenken vor der ungewohnten Situation. Und jetzt kommt auch noch dazu, dass du dich digital präsentieren musst. Hier die wichtigsten Tipps und Tricks, damit du gewappnet bist.

Foto: SHOTPRIME STUDIO – stock.adobe

Unsere Tipps für dein digitales Vorstellungsgespräch:

Absolut wichtig:

Der richtige Termin. Datum und Uhrzeit lieber einmal mehr kontrollieren: am 11.11. 11 Uhr oder der 11.10. 10 Uhr? Wo war doch gleich die Mail mit dem Link? Den Such-Stress durch dein Postfach ersparst du dir, wenn du dir die Mail mit dem Termin und verbundenen Link mit Priorität oder farblich markierst. So findest du die Mail schnell am Tag des Gespräches. Stell dir am besten noch eine Erinnerung in dein Handy und kleb dir ein Post-It an den Kühlschrank, damit du den Termin nicht verpasst.

Was ziehe ich an?

Eine Frage, die du dir auf keinen Fall erst am Morgen des Gespräches stellen solltest! Eine richtige oder falsche Antwort gibt es allerdings auf die Frage nicht. Orientiere dich am Dresscode der Firma und der Branche. Denk dran: Bei deinem Gespräch sehen dich deine Gesprächspartner vom Kopf bis zum Bauch. Empfehlenswert wäre es, dich komplett von oben bis unten gut anzuziehen, ob mit Bluse oder Hemd und Hose oder Rock. Stell dir vor, du stehst im Gespräch doch mal auf und bist obenrum toll vorzeigbar, aber hast untenrum eine Jogginghose an – kommt womöglich nicht so gut an. Ja, du bist Zuhause, aber du bist trotzdem für eine bestimmte Zeit im Bewerbungsgespräch, also in einer außergewöhnlichen Situation.

Von Kopf über Rückwand:

Neben der passenden Kleidung zählt natürlich der Gesamteindruck. Das bedeutet: gewaschene und gekämmte Haare, saubere Fingernägel, Zähne geputzt und dezentes Make-Up. Ob du zu viel Parfüm, Deo oder Aftershave aufgetragen hast, kann keiner deiner digitalen Zuschauer riechen. Wähle ein paar Tage vor deinem Gespräch eine passende Kulisse. Versetz dich in die Perspektive deiner Gesprächspartner und schau auf die Wand, die dann hinter dir ist. Vielleicht hängst du doch lieber alle deine Klamotten in den Schrank, machst dein Bett und richtest das Ed-Sheeran-Poster gerade. Dein Publikum soll nicht abgelenkt werden von einem bunten und unruhigen Hintergrund.

Vor und hinter der Kamera:

Setz dich auf einen bequemen Stuhl, sodass du gut vor der Kamera zu sehen bist. Wenn du ein mit-den-Händen-Sprecher bist, dann nimm dir einen Stift oder eine Büroklammer zur Hilfe und halt sie fest. Nein, du sollst während des Gespräches nicht damit spielen! Versuche, nicht zu viel mit den Händen rumzufuchteln, denn damit verrätst du, dass du nervös bist, und machst dein Gegenüber während des Gespräches mit unruhig. Du beeinflusst mit deiner Körpersprache ebenso das Gespräch wie umgekehrt. Bleib ruhig und konzentriere dich auf die Fragen, die dir gestellt werden. Achtung! Achte darauf, dass alle Vierbeiner während des Gespräches außerhalb deines Zimmers sind. Nicht, dass plötzlich deine Katze über die Tastatur läuft, ihren Hintern präsentiert oder dein aufgeregter Hund den Laptop aus Versehen zuklappt – das sollte vermieden werden.

Klar, funktioniert deine Technik!

Du solltest vorher ausprobieren und kontrollieren, ob dein Internet funktioniert. Probiere ein paar Tage zuvor aus, dass deine Technik läuft und dein Link für das bevorstehende Gespräch auch funktioniert. Dabei solltest du checken: Funktioniert die Kamera und Ton? Sollte ich lieber mit Kopfhörern sprechen? Brauche ich ein Mikrofon, damit mein Gegenüber mich besser hört? Muss ich das Programm runterladen, damit das Gespräch stattfinden kann? Nimm dir ausreichend Zeit, damit du kurz vor dem Gespräch auf alles vorbereitet bist. Probiere ruhig das Programm aus und übe, wie du deinen Bildschirm teilst, um eine Datei online zu zeigen. Halte nichts in die Kamera, was dann bei deinem Gegenüber unscharf zu sehen ist. Räum dafür am besten deinen Desktop auf und hab die gewünschten Dateien klickbereit. Vermeide langes Suchen in Ordnern. Vielleicht änderst du auch deinen Bildschirmschoner, einfach zur Sicherheit. Du sollst deine Hobbys und Lieblingsbilder haben, aber das ist auch privat und muss nicht jeder sehen.

Wo bin ich hier eigentlich?

Ja, du bist Zuhause und führst das Gespräch, aber du weißt natürlich sehr genau, mit wem du sprichst und wo das Unternehmen sich befindet. Du hast dir im Vorfeld die Zeit genommen, um dich über das Unternehmen zu informieren. Zu welcher Branche gehört es? Was wird produziert, was bieten sie an? Wann wurde das Unternehmen gegründet? Wer ist der aktuelle Geschäftsführer? Wo sind die anderen Standorte? Gab es in letzter Zeit ein Jubiläum oder eine Auszeichnung für das Unternehmen? Recherchiere dazu auf der Homepage, befrag die Suchmaschinen im Internet und falls du Verwandte, Freunde oder Bekannte hast, die schon dort arbeiten, rede mit Ihnen und löchere sie mit Fragen. Nee, dabei geht’s nicht um den neuesten Buschfunk, sondern um sachliche Informationen.

Klar, bist du pünktlich fünf bis zehn Minuten vor (!) deinem Termin vor Ort.

Du solltest dir einen Zeitpuffer einbauen, falls du doch nochmal auf die Toilette musst. Du kannst schon eingewählt sein, aber mach am besten die Kamera und Ton aus. Es gibt ein seltsames Bild, wenn du ins Zimmer reingestolpert kommst. Oder der Ton an ist und du scheuchst noch deine Eltern aus deinem Zimmer – das gibt womöglich einen amüsanten Einstieg für deine Gesprächspartner, aber du gehst unentspannt ins Gespräch hinein.

Frage-Antwort-Spiel:

Dir werden im Gespräch viele Fragen gestellt. Auf die Standardfragen „Warum haben Sie sich bei uns beworben?“, „Was sind Ihre Stärken?“ und viele mehr dieser Art, solltest du gut vorbereitet sein – lern die Antworten nicht auswendig, du bist ja kein Roboter. Sei dabei ganz natürlich, überleg in Ruhe und dann antwortest du. Klar, kann dir auch eine unerwartete Frage gestellt werden, auch da gilt Ruhe bewahren, erst nachdenken, dann antworten. Stell dir vor, nicht nur dir werden Fragen gestellt, sondern du darfst auch Fragen stellen! Vielleicht hast du diese schon vorbereitet: Wie wird die Ausbildung ablaufen? Was wird von dir während der Zeit erwartet? Damit zeigst du nicht nur Interesse, sondern erfährst auch wichtige Dinge. Am Ende liegt es nicht nur am Unternehmen, ob (d)ein Vertrag zustande kommt, sondern auch du entscheidest mit, ob es passt oder nicht. (ba)

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