Doktorandin (m/w/d)
Wer Lehramt studiert, wird Lehrerin – richtig? Meistens schon, aber es gibt auch Ausnahmen. Alicia hat während ihres Studiums festgestellt, dass sie viel lieber zu Grundschulkindern forscht, statt sie zu unterrichten. Der Weg in die Wissenschaft ist mit jedem Studiengang möglich.
Alicia an ihrem Arbeitsplatz in der Uni. Fotos: Sandra Böhm
Doktorandin: Uni statt Grundschule
„Ich wusste ganz lange gar nicht, dass die Uni nicht nur ein Ort zum Lernen sein kann, sondern auch ein Arbeitsplatz“, erinnert sich Alicia. Sie hat an der Universität Erfurt „Primare und Elementare Bildung“ und Musik studiert, eigentlich mit dem Ziel Grundschullehrerin zu werden. „Ich habe aber schon beim Schreiben meiner Bachelorarbeit festgestellt, dass meine Freundinnen damit Probleme hatten und das nicht gern gemacht haben, aber ich es total schön fand, tief in ein Thema einzusteigen.“
Trotzdem habe es noch lange gedauert, bis sie die Wissenschaft als eine Karrieremöglichkeit für sich entdeckt habe. Während ihres Master-Studiums nahm sie einen Nebenjob als sogenannter Hiwi an – kurz für studentische Hilfskraft. Hiwis sind von Dozenten an der Uni angestellt, um sie bei ihren Forschungen und Recherchen zu unterstützen oder kleinere Auf gaben für die Lehre vorzubereiten. Darüber bekam Alicia Zugang zu dieser Arbeitswelt.
Von der Studentin zur Dozentin
Seit 2021 promoviert sie an der Uni Erfurt und ist zeitgleich wissenschaftliche Mitarbeiterin am dortigen Institut für Grundschulpädagogik und Kindheitsforschung. Sie macht also ihren Doktor und teilt ihre Arbeitstage zwischen der Lehre der aktuellen Lehramtsstudierenden und ihrer eigenen Forschung auf. Es gibt auch andere Modelle: Manche arbeiten zu 100 Prozent in einem wissenschaftlichen Projekt mit und sind nicht in der Lehre aktiv. Alicia mag es jedoch, Seminare zu geben: „Am Anfang war es schon eine Umstellung von der Studentin zur Dozentin, gerade weil ich damals selbst erst 24 Jahre alt war und damit sehr nah an den Studierenden. Andererseits war das auch von Vorteil, da für mich das Studierendenleben noch nicht so weit weg war und ich deswegen ihre Probleme besser verstehen
konnte.“
Die Doktorarbeit (oder Dissertation)
Im nächsten Jahr möchte Alicia ihre Doktorarbeit fertigstellen. Mehrere Jahre daran zu arbeiten, ist völlig normal, die meisten brauchen drei bis fünf Jahre. „Das erste Jahr habe ich kaum geschrieben, sondern nur in den Vorbereitungen gesteckt. Ich musste erst lernen, wie ich wissenschaftlich richtig recherchiere und schreibe. Die größte Aufgabe war aber, ein geeignetes Forschungsthema zu finden“, sagt die 27-Jährige heute.
Alicias Arbeitsalltag als Doktorandin
Wenn sie an ihrer Forschung arbeitet, sitzt sie meistens allein am Schreibtisch, liest viel Sachliteratur, schreibt oder recherchiert nach weiteren Quellen. In den Semesterferien, die offiziell vorlesungsfreie Zeit heißen, korrigiert sie die Hausarbeiten ihrer Studierenden, betreut Bachelor- und Masterarbeiten und nutzt die Zeit, um Fachtagungen zu besuchen, ehe sie im Semester wieder vor ihren Studierenden steht.
Nach der Doktorarbeit
„Die Uni kann lebenslang eine Berufsmöglichkeit sein. Es sind auch immer Wege in die Uni rein oder aus ihr raus, etwa in die Praxis, Wirtschaft oder Politik möglich“, betont Alicia. Wer nach dem Doktortitel noch einen draufsetzen möchte, kann habilitieren. Die Habilitation ist die höchstrangige Hochschulprüfung. Wer die in der Tasche hat und von einer Hochschule für einen Lehrstuhl berufen wurde, darf sich Professor nennen. Das streben laut Alicia aber nicht alle Doktoranden an. Sie auch nicht, da sie findet, dass sich dieser Weg als Frau mit späterem Familienwunsch auch heutzutage noch nicht gut miteinander vereinen ließe. Lieber möchte sie weiter als Wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeiten.