Fit für die Feuerwehr?

Das erwartet dich beim Eignungstest

Wer die 112 anruft, erwartet, dass die Einsatzkräfte ihm helfen können – auch aus sehr schwierigen Situationen. Deswegen müssen sie richtig fit sein. Das testen die Berufsfeuerwehren schon bevor sie die Anwärter überhaupt einstellen mit mehreren Auswahltests.

Feuerwehr-Bewerber Robert hat als gelernter Zimmerer kein Problem mit der Höhe. Beim Drehleitersteigen auf 30 Meter ist er in seinem Element. Fotos: Sandra Böhm

Aber was muss man können und wie anstrengend ist das? Wir waren dieses Jahr dabei und haben einige Bewerber der Berufsfeuerwehr Erfurt bei ihren Tests begleitet. Beim Sporttest wollten wir es genau wissen und haben unseren Jobfluencer-Kollegen Pascal antreten lassen. Wie er sich geschlagen hat? Mehr dazu am Ende 😉

Vor der Berufsfeuerwehr kommt der Eignungstest

Die beiden Tage der Einstellungstests beginnen früh: 7.30 Uhr müssen die Bewerber schon auf der Matte stehen. Diesmal wollen insgesamt 32 Kandidaten ihr Können und ihre Fitness unter Beweis stellen. Die meisten haben sich bei der Berufsfeuer Erfurt beworben, doch zehn von ihnen wollen zur Saalfelder Berufsfeuerwehr. Von den 32 sind zwei Frauen.

Der erste Tag startet in der Schwimmhalle am Johannesplatz und als die erste Hälfte der Bewerber in Badeklamotten vor dem Ausbildungsleiter der Erfurter Berufsfeuerwehr Thomas Heinze steht, sticht ihm sofort eine Sache ins Auge: „Die haben alle Windbeutel an. Wenn Schwimmen schon nicht die beste Disziplin ist, dann bremsen sie beim Schwimmen.“ Damit meint er die langen und weiten Schwimmshorts der jungen Männer. Auch wenn sie vielleicht nicht so modisch und ‚in‘ sind, empfiehlt er enganliegende Speedos für den Schwimmtest.

Nur Aniela, die schon zuvor ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin bei der Erfurter Feuerwache absolviert hat, ist mit ihrem sportlichen Badeanzug richtig angezogen. Sowohl auf den Sport- als auch konkret auf den Schwimmtest hat sie sich in den vergangenen Monaten vorbereitet: „Einmal pro Woche war ich in der Schwimmhalle, bin einen Kilometer auf Zeit geschwommen und habe dann noch den 100-Meter-Sprint hintendran gesetzt.“

Ausbildungsleiter Thomas Heinze klärt die Bewerber über die richtige Wahl der Schwimmkleidung auf.

Einsatzkräfte der Feuerwehr müssen fit sein

Die erste Aufgabe ist, in möglichst unter zwei Minuten 100 Meter zu schwimmen. Der Stil ist dabei egal. Wie alle Disziplinen orientiert sich die Vorgabe an dem von der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelten Testverfahren für die Eignung für Berufsfeuerwehren in Deutschland. „Alle Bewerber müssen dieselben Übungen machen und dieselben Normen schaffen“, sagt Steffen Körnig, der Erfurter Lehrgangsleiter für die Grundausbildung. „Dabei ist es auch egal, ob es weibliche oder männliche Kandidaten sind. Schließlich müssen sie im Einsatz alle dasselbe machen können.“

Ab ins Nasse: Der erste Tag beim Einstellungstest zur Erfurter Berufsfeuerwehr startete mit 100 Meter schwimmen. 

Das Schwimmen ist für Aniela kein Problem. Sie habe schon seit ihrem Trainingsbeginn die 100 Meter in unter zwei Minuten geschafft, jetzt zum Test schafft sie es sogar in gut anderthalb Minuten. Für ihren Mitbewerber Aron stellte die Zeit zumindest im Training eine Challenge dar: „Vor zwei Tagen vor ich noch bei zwei Minuten und 15 Sekunden. Heute habe ich es in einer Minute und 54 Sekunden geschafft.“ Da er als gelernter Mechatroniker bei den Stadtwerken Erfurt als Techniker für die Schwimmbäder angestellt ist, nutzte er im letzten Monat die Schwimmhalle, um zu trainieren. „Ich habe mich vor allem auf die Verbesserung meiner Technik beim Brustschwimmen konzentriert“, sagt der 23-Jährige.

Feuerwehrleute müssen auch mal ins Wasser

Und Pascal? Unser 22-jähriger Kollege hat sich nicht explizit auf die verschiedenen Übungen des Sporttests vorbereitet, spielt aber Fußball, geht regelmäßig ins Fitnessstudio und bringt so eine gute Grundfitness mit. Damit schafft er dieselbe Zeit wie Aron. „Das war aber scheiße anstrengend“, flucht er, als er nach den vier geschwommenen Bahnen aus dem Becken klettert. Die zweite Disziplin – 18 Meter Tauchen – ist für die drei kein Problem. Für einige ihrer Mitbewerber stellt sie dagegen ein Hindernis dar. Doch auch die, die diese Aufgabe nicht bestehen, dürfen den gesamten ersten Test-Tag bestreiten. Eine Vorauswahl trifft das Ausbilder-Team erst am Nachmittag.

Anstrengend, aber machbar, ist das Fazit von Pascal nach der ersten Aufgabe.

Nach dem Schwimmen kommt der Sporttest

In der Sporthalle geht es schließlich mit acht weiteren Disziplinen weiter, die alle Teilnehmenden absolvieren müssen. Sie zielen auf die Kraft-, Ausdauer- und Koordinationsfähigkeiten ab. Dazu zählt das seitliche Medizinball-Stoßen, für das Pascal seinen Testversuch braucht, um die korrekte Technik umzusetzen. Denn den vier Kilogramm schweren Ball zu stoßen, ohne dabei die Füße abzuheben, ist laut Pascal gar nicht so einfach: „Das ist schwerer, als es aussieht. Da kann ich nur jedem raten, vorher zu üben.“

Leichter geht ihm dagegen der sogenannte CKCU-Test von der Hand. In der breiten Liegestützhalte sollen die Bewerber hier innerhalb von 15 Sekunden 23-mal seitlich eine Linie übergreifen. Wichtig ist laut den erfahrenen Kollegen, die die Zeit stoppen und mitzählen, hierbei, dass man im Mittelkörper die Spannung hält, die Füße aneinander drückt und trotzdem die Hände schnell bewegt. Auch bei Aniela lief der CKCU-Test richtig gut, genauso wie die Intervall-Liegestütze. Gerade das habe sie jeden Morgen und Abend geübt.

Hier kommt es auf die Technik an: beim seitlichen Medizinballstoßen. Pascal findet, dass man diese Aufgabe auf jeden Fall vorher üben sollte.

Wer zur Berufsfeuerwehr will, muss fit sein

Was die beiden nicht geübt haben, aber die meisten wohl noch aus dem Schulsport kennen, ist der Kasten-Bumerang-Test. In 19 Sekunden muss der Parkour geschafft werden. „Das fand ich leichter als gedacht“, ist Pascal überrascht. Er schaffte den Test in 13,81 Sekunden. Beginnend mit einer Rolle vorwärts soll man hier erst über ein Kastenteil springen, dann darunter hindurch krauchen und dasselbe bei zwei weiteren Kastenteilen wiederholen.

Wie gut können die Kandidaten balancieren? Aniela meistert den Test mit einem 5 Kilo schweren Sandsack in der Hand. 

Disziplinen der Feuerwehr-Kandidaten

Weitere Disziplinen waren ein 45-sekündiger Beugehang an einer Sprossenwand, Wechselsprünge über eine 33 Zentimeter hohe Stange und das Balancieren über einen Balken. „Die Wechselsprünge waren für mich kein Problem und das hat auch jeder in meiner Gruppe geschafft. Aber Beugehang und Balancieren waren schwieriger als gedacht“, schätzt Pascal die Übungen ein. Beim Balancieren müssen die Kandidaten nämlich auch einen kleinen Sandsack aufnehmen, tragen und absetzen, sich drehen und ein Hindernis übersteigen. Das braucht Körperspannung! Auch wenn der Beugehang anstrengend gewesen sei, sei es mit vorherigen Training machbar, so Pascal.

Die größte Challenge stellt für die Teilnehmenden jedoch die Übung zur Personenrettung dar. Die trenne laut Ausbildungsleiter Heinze die Spreu oft vom Weizen. Denn die Bewerber müssen einen 75 Kilo schweren Dummy an Schlaufen ganze 66 Meter weit ziehen. Dafür haben sie genau 60 Sekunden Zeit. Wer beim Rückwärtsschleifen hinfällt, muss nochmal anfangen. „Das ist wirklich so schwer, wie es aussieht!“, sagt Pascal. „Das geht übel auf die Oberschenkel. Mein Problem war vor allem, das gleiche Tempo zu halten.“

Kriegst du zwölf Liegestütze hin? Und noch dazu langsam und gleichmäßig? Die Intervall-Liegestütze müssen im Einklang mit einem Metronom gezeigt werden.

Rettungsmaßnahmen müssen geübt werden

Auch für Aron und Aniela war das die Übung, die ihnen am meisten abverlangt. Da Aniela bereits als Notfallsanitäterin auf der Erfurter Wache arbeitet, konnte sie dort zwar die optimalen Trainingsbedingungen nutzen, kämpft aber trotzdem bei dieser Übung. Mit einer Sekunde verpasst Aron knapp die Norm, da er jedoch bei den anderen Disziplinen gut abschneidet, kommt er dennoch in die nächste Runde.

Dass Menschen aus brennenden Gebäuden gerettet werden müssen, gehört bei der Berufsfeuerwehr dazu. Um die Ganzkörperbelastung und Kraftausdauer zu überprüfen, müssen die Kandidaten einen 75 Kilo schweren Dummy 66 Meter weit ziehen. Die Anstrengung steht Aniela ins Gesicht geschrieben.

Der 3000-Meter-Lauf war die letzte Disziplin, die am ersten Tag von den Bewerbern absolviert werden musste. „Die einzelnen Übungen sind an sich nicht so schwer“, sagt Aniela. Sie gibt jedoch zu bedenken: „Der 3000-Meter-Lauf ist die letzte Disziplin. Man hat also schon das Schwimmen, Tauchen und die anderen Sport-Übungen in den Knochen. Das fordert viel Kraft.“ Daher empfiehlt sie, dass man nur am Anfang die Übung einzeln trainieren sollte, spätestens wenn es auf die letzte Woche der Vorbereitungszeit zugehe, sollte man verschiedene Übungen nacheinander kombinieren, zum Beispiel erst Schwimmen und dann laufen gehen.

Beim Laufen war die aufs Wetter angepasste Norm dieses Jahr 16 Minuten. Aron und Pascal schafften diese trotz einsetzenden müden Muskeln. „Ich habe den in gut dreizehneinhalb Minuten geschafft“, sagt Pascal. „Manche waren aber auch richtig krass und sind eine Elfer-Zeit gelaufen. Das ist wirklich stark!“ Aniela, die wegen einer erst auskurierten Erkältung noch nicht hundertprozentig fit war, braucht zwar ein wenig länger als die vorgegebene Zeit. Doch da insgesamt zwei Sportdisziplinen unterpunktet werden dürfen, stellt das für sie kein größeres Problem dar.

Auch für Pascal ist das Dummyziehen nicht einfach. Die Wechselsprünge, wie sie Aron gerade macht, stellen für die meisten kein Problem dar.

Feuerwehr-Eignungstest: Mit Training schaffbar

In Gänze findet Pascal, dass der Sporttest mit einer gewissen Grundfitness gut machbar sei: „Man kann ja nachschauen, was genau drankommt. Mit Training kann man sich auf jeden Fall gut darauf vorbereiten.“

Doch der Tag steht nicht nur im Zeichen des Sports. Um ein paar Grundlagen abzuklopfen, gibt es auch einen schriftlichen Test. Der muss die Kandidaten vor Herausforderungen gestellt habe. Denn wie Thomas Heinze am Ende des Tages verkündet, sei ein Großteil der Bewerber derjenigen, die nicht genug Punkte über den Tag sammeln konnten, durch den schriftlichen Test gefallen.

Er appelliert: „Bereitet euch vor!“ In dem Test wird neben Fragen zu den Naturwissenschaften Biologie, Chemie, Mathematik und Physik auch das Allgemeinwissen zum deutschen Staatsaufbau, Geografie sowie Logik- und Textaufgaben abgefragt. Aron habe bei einigen Fragen schon länger darüber nachdenken müssen, gibt er zu. Die zehnte Klasse ist bei ihm schon wieder einige Jahre her und er empfiehlt jeden, sich auch auf den Wissenstests vorzubereiten. Dafür gibt es auch extra Bücher, die auf Einstellungstests bei der Polizei und Feuerwehr vorbereiteten, bestätigen die erfahrenen Feuerwehrkollegen.

Tag 2 des Eignungstests bei der Berufsfeuerwehr: Jetzt wirds praktisch!

Der zweite Tag steht ganz im Zeichen der praktischen Feuerwehraufgaben. Hierfür haben sich Thomas Heinze und sein Team verschiedene Übungen überlegt, die die Bewerber auf die typischen Aufgaben während eines Einsatzes prüfen sollen. Diese variieren von Jahr zu Jahr und sollen auch das logische Denkvermögen und Einfallsreichtum testen. Deswegen sollen die Einzelheiten der einzelnen Aufgaben geheim bleiben. „Was immer mit dabei ist, ist das Drehleitersteigen auf 30 Meter, ein Gespräch, etwas zum Kfz und zur Ersten Hilfe“, erklärt der Ausbildungsleiter vage. Dass die Übungen gut für den Alltag eines Feuerwehrmanns ausgewählt sind, bestätigt auch Aron, der sich als einer von 16 für den zweiten Tag qualifiziert hatte.

Für seinen Mitbewerber Robert war gerade das Drehleitersteigen auf 30 Meter kein Problem. Als gelernter Zimmerer gehört Schwindelfreiheit und das Arbeiten in der Höhe sowieso zum Alltag des 25-Jährigen aus Suhl: „Beim Drehleitersteigen war ich in meinem Element.“ Auch Aron, der sich zuvor nicht so auf diese Aufgabe gefreut hatte, meistert sie ohne große Probleme. Es sei ihm, als er oben war, gar nicht wie 30 Meter vorgekommen.

Am zweiten Tag dreht sich alles um die Einschätzung der praktischen Kandidaten. Dafür müssen sie verschiedene Aufgaben wie Erste-Hilfe-Maßnahmen und Kenntnisse am Fahrzeug beweisen. 

„Generell finde ich, dass alle Übungen – egal, ob gestern beim Sporttest oder jetzt die praktischen Aufgaben – sehr gut für die Feuerwehr ausgewählt sind“, sagt Aron. Mit seinen eigenen Leistungen ist er je nach Disziplin mehr oder weniger zufrieden. Wo er im Punkteranking mit den anderen Kandidaten steht, weiß er nach den zwei Tagen nicht.

Die Bewerber, die in die engere Auswahl kommen, erhalten in den kommenden Wochen einen Brief. Dann müssen sie noch zum Amtsarzt und Arbeitsmediziner, um sich auch von ärztlicher Seite aus bestätigen zu lassen, dass sie fit genug für den feuerwehrtechnischen Dienst sind. Wenn es auch dort keine Probleme gibt, dann starten sie nächstes Jahr im April mit dem Grundlehrgang.

 

Schau dir Pascals Eindrücke zum Sporteignungstest der Erfurter Berufsfeuerwehr an:

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