Freiwilliges Soziales Jahr: Denkmalpflege
Je nach deiner Einsatzstelle hast du unterschiedliche Aufgaben. Du kannst dich entscheiden, ob du in der Archäologie, Restaurierung, Landschaftsarchitektur oder im Archiv arbeiten möchtest.
Dauer: meistens 12 Monate
FSJ Denkmalpflege: Geschichte zum Anfassen
Alte Schätze ausgraben, sie wieder zusammensetzen und ihre Geschichte für die Zukunft erhalten. Das – und noch viel mehr – kannst du im Freiwilligen Sozialen Jahr in der Denkmalpflege machen.
Helena und Theresa sind gerade mitten in ihrem FSJ und normalerweise in unterschiedlichen Bereichen unterwegs. „Ich arbeite in der archäologischen Abteilung und bin eigentlich meist auf Grabungen. Es sei denn, es ist gerade Winterpause. Da bin ich mit in der Werkstatt tätig“, sagt Helena.
Denkmalpflege ist nicht gleich Denkmalpflege
Theresa arbeitet in der Restaurierungswerkstatt, die an das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar angegliedert ist: „Das heißt, ich kriege die Objekte, die gefunden werden. Die werden aufgearbeitet, restauriert und dann auch konserviert. Manches davon kommt ins Museum, anderes kommt ins Magazin – also in die Sammlung von allem, was in Thüringen gefunden wird.“
Jugendbauhütten sind die erste Anlaufstelle für das FSJ
Beide wussten nicht so ganz, was sie nach ihrem Fachabitur und Abitur machen wollten und haben sich online nach Möglichkeiten umgesehen, ein FSJ zu machen. Dabei sind sie auf die Jugendbauhütte Mühlhausen gestoßen, über die thüringenweit die FSJ-Stellen in der Denkmalpflege vergeben werden.
Helena: „Das hat mich sofort angesprochen, da ich geschichtliches Interesse habe.“ Theresa ging es ähnlich. Sie findet sowohl Architektur als auch Geschichte und Kunstgeschichte spannend. „Und ich finde Restaurierung interessant. Das ist aber so vieles. Ich wusste nicht, was ich davon studieren möchte. Also wollte ich erstmal ein FSJ machen“, erzählt sie.
Mit Fingerspitzengefühl Schicht für Schicht abtragen
Die Ausgrabungen, bei denen Helena meistens ist, laufen tatsächlich so ähnlich ab, wie man es aus Filmen und Serien kennt. Mit Schaufel, Spaten und Kellen legt sie Stück für Stück die Erde frei. Findet sie etwas, wird das Fundstück erstmal in der Erde gelassen, um alles Wichtige zu dokumentieren. Dann wird der Gegenstand meist im Block geborgen.
„Auf den Grabungen, auf denen ich bisher war, haben wir tatsächlich recht viel gefunden. Das ist aber natürlich nicht garantiert“, so die 18-jährige Erfurterin. „Was man in Mittelthüringen viel findet, ist Keramik. Wenn die Fundstücke geborgen werden, wird darauf geachtet, dass man sie vorsichtig herausnimmt und gut verpackt.“ Dafür gebe es Richtlinien. Bei Keramik werde auf eine trockene Lagerung geachtet, während bei Holz wichtig sei, dass die Feuchtigkeit im Objekt bleibe.
In der Restaurierungswerkstatt den Feinschliff vornehmen
Die geborgenen Fundstücke landen dann nicht gleich im Museum, sondern in der Restaurierungswerkstatt – bei Theresa. Dort werden sie nochmals dokumentiert. Dann beginnt Theresa mit dem eigentlichen Restaurieren: Fundstücke aus Eisen strahlt sie mit Sand oder winzigen Glasperlen ab, um sie von der Korrosion, also dem Rost, zu befreien, und schleift sie ab.
Theresa in der Restaurierungswerkstatt
Helenas Einsatz arbeitet meist auf Ausgrabungen. Im Winter ist sie aber auch in der Restaurierungswerkstatt.
Schleifen, Wachsbad, Versiegeln, Dokumentieren
„Wenn etwas abgebrochen ist, schaue ich, ob das irgendwo dran passt. Wenn das der Fall ist, klebe ich das Teil an. Dann wird wieder gestrahlt und geschliffen und irgendwann habe ich dann hoffentlich mein Eisenobjekt gut sichtbar“, erläutert die 18-Jährige aus Plauen den Vorgang. Danach komme das Eisen zum Trocknen in einen Wärmeschrank und zum Versiegeln in ein Wachsbad.
„Beim Restaurieren geht es nicht darum, Korrosion zu stoppen. Das ist nicht möglich. Sondern man versucht, sie zu verlangsamen. Bei jedem Objekt, egal um was es sich handelt, versucht man die Korrosion, soweit es möglich ist, wegzumachen, aber es möglichst nah am Ursprungszustand zu halten.“ Denn: „Wir wollen nicht, dass das Objekt danach wie neu aussieht und wiederverwendet werden kann. Es geht darum, die Geschichte zu konservieren.“
Große und kleine Schätze aus alten Gräbern im FSJ Denkmalpflege
In der Keramikabteilung wird viel gepuzzelt. Meistens kommen hier die Objekte in einem Erdblock an und müssen noch freigelegt werden. Das können laut Theresa mal Bruchstücke eines ganzen Gefäßes sein oder nur einzelne Scherben. Im Winter war Helena auch in einer Keramikwerkstatt und hat dort große Vorratsgefäße zusammengesetzt.
Eines von Theresas Lieblingsobjekten war ein Knochenkamm. „Das war eine Grabbeilage aus dem Mittelalter. Und der war einfach so schön und in einem mega guten Zustand für einen Kamm. Ich mag aber auch die Bronze-Objekte. Das ist einfach so krass, wenn man die vor sich liegen hat und man weiß, dass die aus der Bronzezeit sind. Oder eine Keramikschale, die schon 2.000 Jahre alt ist und noch super aussieht. Meistens finde ich an jedem Objekt etwas, was ich interessant finde.“
Helena: „Es ist immer sehr, sehr spannend, wenn man Gräber findet. Da gibt es dann eine große Aufregung. Bei sowas dabei zu sein, ist eine spannende Sache.“
Das FSJ als Orientierung fürs Studium
Ihr FSJ hat den beiden bereits dabei geholfen, sich zu entscheiden, wie es danach weitergehen soll. Helena möchte an der Fachhochschule Potsdam Konservierung und Restaurierung studieren. Die Eignungsprüfung für den Studienschwerpunkt Wandmalerei hat sie dank ihrer Erfahrung und ihres Zeichentalents schon bestanden. „Während des FSJ und in Vorbereitung auf die Eignungsprüfung wurde mir hier sehr viel geholfen und ich konnte durch die Kollegen sehr viel Wissen anhäufen.“
Auch Theresa möchte in Potsdam studieren, und zwar Architektur und Städtebau. „Die Restaurierung macht mir total Spaß und ich kann mir das als Beruf vorstellen, aber ich möchte es trotzdem mit der Architektur probieren. Wenn ich dann merke, dass das nichts für mich ist, dann werde ich zur Restaurierung wechseln. Das ist ein sicherer Plan B für mich.