Hilfe, hier ist ein Notfall

In der Leitstelle gehen ausschließlich die Notrufe ein, ansonsten drehen die Mitarbeitenden dort bloß Däumchen, während die freiwilligen Feuerwehren die Arbeit machen? Weit gefehlt! Das passiert wirklich in einer Leitstelle!

Marcel, Maike, Aniela und Christopher arbeiten in der Leitstelle der Feuerwehr Erfurt und erzählen von ihrem Berufsalltag.

 

Leitstelle Feuerwehr Erfurt

Hauptbrandmeister Marcel. Fotos: Sandra Böhm

Hilfe, hier ist ein Notfall

„Uns ist es am allerwichtigsten, dass ihr uns sagt, wo ihr einen Notfall melden wollt. Dann wissen wir, selbst wenn die Verbindung abreißt, wo wir die Rettungskräfte hinschicken müssen“, erklärt Marcel. Er ist Hauptbrandmeister bei der Berufsfeuerwehr in Erfurt und nimmt in der zentralen Leitstelle die 112-Anrufe für Erfurt, Sömmerda und Weimar entgegen. „Dann ist uns wichtig, was passiert ist“, erläutert der 36-Jährige weiter. „Wir nehmen aber nicht nur die Notrufe an, sondern disponieren die Einsatzkräfte, schicken die Infos an die freiwilligen Feuerwehren und halten die Funk-Kommunikation mit den Einsatzkräften. All das wird von hier aus ausgesendet.“

Sein Kollege Christopher, Sachbearbeiter im Bereich Leitstelle-Rettungsdienst, ergänzt: „Wenn ein Notruf eingeht, geht das normale Geschehen aber weiter.“ Immerhin kommt rund alle drei Minuten ein neues Hilfegesuch in der Zentrale an. Die anderen Kollegen kümmern sich um die neuen Anrufe, während einer, wenn nötig, in der Leitung bleibt. Schließlich würden sie die Anrufenden auch beraten, ob die Meldung beispielsweise doch besser bei der Polizei aufgehoben wäre, ihnen Tipps geben oder im Ernstfall eine Laien-Reanimation, also eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, anleiten, so Marcel.

Für ihn ist die Arbeit in der Leitstelle der spannendste Beruf: „Es kann alles auf uns zukommen. Mal schicken wir nur einen RTW (Rettungswagen) raus, wann anders geht es um hundert verletzte Patienten. Das müssen wir alles bearbeiten. Auch bei Bränden kann es eine einfache brennende Mülltonne sein; oder eine ganze Lagerhalle steht in Flammen. Wir kriegen die komplette Bandbreite ab und müssen ständig Entscheidungen treffen. Wir müssen jeden Anruf entgegennehmen, nebenbei die Daten eintippen, Fragen stellen und sind dabei vielen Reizen und Einflüssen ausgesetzt. Das ist die Herausforderung.“

Sachbearbeiter im Bereich Leitstelle-Rettungsdienst

Christopher ist Sachbearbeiter im Bereich Leitstelle-Rettungsdienst.

Ab zum Einsatzort

In der zentralen Leitstelle in Erfurt gibt es eine Besonderheit: Diejenigen, die die Notrufe entgegennehmen, fahren darüber hinaus auch Einsätze mit. Dann sitzen Marcel und Christopher, der sich in der Regel im Hintergrund um die Dokumentation der Einsätze und viel Papierkram kümmert, zum Beispiel mit ihrer Kollegin Maike im Einsatzwagen. Die 29-Jährige ist Zugführerin im Einsatzdienst bei der Berufsfeuerwehr Erfurt und hat damit während eines Einsatzes den Hut auf.

Obwohl Christophers und Maikes übliche Arbeitsorte nicht unterschiedlicher sein könnten – er am Schreibtisch, sie im Löschfahrzeug – haben sie beide die gleiche Beamtenlaufbahn eingeschlagen: den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst. Da man für den gehobenen Dienst in der Regel einen einschlägigen Bachelor-Abschluss vorweisen muss, haben sie dreieinhalb Jahre Gefahrenabwehr in Hamburg beziehungsweise Magdeburg studiert und danach direkt den zweijährigen Vorbereitungsdienst angeschlossen. Der besteht unter anderem aus dem Grundlehrgang an einer Berufsfeuerwehr in Deutschland sowie weiterführenden Lehrgängen und Schulungen wie der rettungsdienstlichen Grundqualifikation. Dabei kamen die beiden ganz schön in Thüringen und Deutschland herum und konnten so lernen, wie verschiedene Feuerwehren arbeiten und funktionieren.

Rund um die Uhr bereit sein

Marcel hat nach seiner Ausbildung zum Elektroniker in der Automatisierungstechnik ebenfalls die Laufbahn bei der Berufsfeuerwehr eingeschlagen, jedoch zum mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. Er und Maike arbeiten in der Regel in 24-Stunden-Schichten. Im Gegensatz dazu hat Christopher meistens einen klassischen Nine-to-five-Job, arbeitet also von 9 bis 17 Uhr. Nur zwei- bis dreimal im Monat hat auch er einen 24-Stunden-Dienst in der Einsatzleitstelle. Gegen den 24-Stunden-Dienst hätten sie alle aber nichts. „Von Vorteil ist auch, wenn man ausschließlich in dieser Schicht arbeitet, muss man nur 14- bis 16-mal im Monat arbeiten und hat die restlichen Tage frei“, sagt Maike. Üblicherweise ist es aber nicht so, dass sie dann 24 Stunden auf den Beinen sind und Einsätze fahren oder Notrufe beantworten.

Zugführerin im Einsatzdienst bei der Berufsfeuerwehr Erfurt

Maike ist Zugführerin im Einsatzdienst bei der Berufsfeuerwehr Erfurt.

Es gibt eine Aktivzeit von zweimal sechs Stunden, in denen Marcel und seine Kollegen im Kontrollraum am Pult sitzen, und die Bereitschaftszeit, in der sie sich mit Sport, Kochen oder anderen Dingen die Zeit vertreiben können, bis sie für einen Einsatz alarmiert werden. Natürlich können sie die Zeit auch nutzen, um sich auszuruhen.

Der Rettungswagen als Arbeitsplatz

Was viele nicht wissen: Die Berufsfeuerwehr hat eigene RTWs, die sie zu Einsätzen schicken können. Das ist der Arbeitsplatz von Aniela. Die 22-Jährige hat ihre feuerwehrtechnische Vorbereitungszeit noch nicht absolviert, sondern ist gerade mit ihrer dreijährigen, dualen Ausbildung zur Notfallsanitäterin fertig geworden und strebt jetzt auch die feuerwehrtechnische Laufbahn an. Eine Vorausbildung im handwerklichen oder medizinischen Bereich ist notwendig, damit die Einsatzkräfte spezielles Wissen haben, das sie am Einsatzort einbringen. Bald wird Aniela ihre 18-monatige Ausbildung für den mittleren Dienst antreten, die aus einem sechsmonatigen Grundlehrgang und zwölf Monaten Wachpraktikum besteht.

Wenn sie im Einsatz ist, kann es wie bei ihren Kollegen immer der Fall sein, dass sie tragische Schicksale miterleben. „Wir sprechen dann im Team über das, was wir gesehen und miterlebt haben. Reden ist wirklich der Schlüssel, um das zu verarbeiten“, sagt Aniela. „Gerade im medizinischen Bereich ist es wirklich wichtig, dass wir zwar mitfühlend sind, es aber nicht an uns persönlich heranlassen.“ Da pflichtet ihr auch Marcel bei: „Man muss sich bewusst sein: Wir sind nicht für die Situation verantwortlich, die da gerade eingetreten ist. Sondern wir sind da, um die Personen aus der Situation herauszuholen und die Lage zu verbessern.“ Maike: „Es ist etwas Schönes, dass wir helfen können.“

Notfallsanitäterin

Die 22-jährige Notfallsanitäterin Aniela.

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