„Ich will Thüringen auf die Eins tuffen“
Fydoz, bürgerlich Fjodor, ist 23 und Rapper. Mit seinem „Tuff“-Tanz ist der Eisenacher zur viralen Sensation geworden und hat sich zum Ziel gesetzt, ganz Thüringen mitzureißen. Wie es dazu kam, wie seine Zukunftspläne aussehen und ob es auch unter Rappern einen Dresscode gibt, hat er uns im Interview verraten.
Fydoz bei Aufnahmen im Tonstudio. Foto: Privat
Fydoz, vielleicht mal zu Beginn die Frage: Was hat es mit deinem Künstlernamen auf sich?
Der leitet sich im Grunde von meinem richtigen Namen ab. Ich komme aus Kasachstan und heiße eigentlich Fjodor, da ist Fydoz irgendwie ein gängiger Spitzname. Ich habe das dann etwas angepasst, umgeschrieben und für mich als Künstlernamen übernommen.
Machst du hauptberuflich Musik?
Bisher habe ich als Erzieher im Kinderheim gearbeitet, will mich jetzt aber erstmal komplett auf die Musik konzentrieren, weil ich seit Mai bei einem Label unter Vertrag stehe. Im nächsten Jahr soll es also erst richtig losgehen.
Was gehört aus deiner Sicht dazu, um diesen Schritt zu gehen?
Man muss auf jeden Fall dranbleiben und konstant arbeiten. Es ist aber auch wichtig, sich sein Umfeld so zu bauen, dass man von Leuten umgeben ist, die einen pushen weiterzumachen. Auch mit Hate konfrontiert zu werden ist normal. Aber das sind die Hürden, die man nehmen muss, um das Ziel zu erreichen. Jeder kann das schaffen, wenn man wirklich daran glaubt.
Braucht es denn auch einen bestimmten Style? Nimmt man als Musiker da zum gewissen Grad eine Rolle an?
Auf jeden Fall, zu hundert Prozent. Der Dresscode muss schon zu dem passen, was du machst. Das pusht ja auch die Szene, in der man sich bewegt. Aktuell haben wir zum Beispiel viele Einflüsse aus Amerika und aus dem Trap-Bereich. Viel Streetware und Pseudo-Gangster-Style. Das muss einfach ins Auge stechen. Und natürlich viel Schwarz enthalten.
Rappst du auf Deutsch oder auf Englisch?
Es ist eher Denglisch, also ein Mischmasch. Das trifft am ehesten die Jugendszene, die ich mitnehmen möchte.
Jugendszene ist ein gutes Stichwort, denn dein Publikum ist überwiegend recht jung, oder?
Daran hat das Marketing auch einen großen Anteil. Man sieht, dass die Kids viel Spaß mit dem haben, was ich mache, und damit auch mitwachsen werden. Und wer weiß, wie es in zwei, drei Jahren aussieht? Alles ist möglich.
Hat Musik dabei für dich den größeren Stellenwert als Social Media oder ist es andersherum? Oder eine Mischung aus beidem?
Wir haben nicht mehr 2015, 2016, als man nur mit Musik groß werden konnte. Durch die ganze Reizüberflutung der sozialen Medien musst du heutzutage Streamer sein und unterhalten, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nichtsdestotrotz ist mein Fokus die Musik, aber Social Media ist dafür enorm wichtig, um Reichweite zu kriegen und Präsenz zu zeigen. Auch für Thüringen, denn alles, was die Menschen mit Thüringen verbinden, sind die Klöße. Und das möchte ich ändern.
Womit wir bei deinem „Tuff“-Tanz wären. Wie kam es dazu?
Mit den Tuff-Videos habe ich angefangen, um den Osten unpolitisch zu puschen. Ursprünglich hieß der eigentlich Ossi-Tanz und kommt vom Ossitrio. Als der populär wurde gab es gerade im Westen viel von dieser typischen Stigmatisierung über den Osten zu hören, zum Beispiel, dass hier alle rechts wären. Deshalb habe ich den Tanz abgewandelt, um andere Werte zu zeigen, die mich eher charakterisieren. Die Zuschauer wissen das auch, dass meine Werte Gleichberechtigung, Toleranz und Frieden sind. Und die Community ist schließlich auch total gemischt. Da ist alles vertreten, auch hier im Osten.
Wie soll es für dich weitergehen, wenn du irgendwann ganz Thüringen getufft hast und der Trend abflacht?
Ich würde es zum einen nicht als Trend bezeichnen, sondern eher als Ideologie. Ein Trend hört, wie du schon gesagt hast, irgendwann auf und hier wäre das wahrscheinlich wirklich erst der Fall, wenn wirklich alle Orte in Thüringen getufft wurden. Unabhängig davon hatten wir aber vorher schon einen Plan für das ganze Jahr, beispielsweise für eine Thüringentour, bei der wir in 12 bis 13 Cities Vlogs drehen und kleine Stadtführungen machen. Auch eine Weihnachtsmarkttour ist noch geplant. Also der Tuff ist wirklich nur ein ganz kleiner Teil von allem, der eigentlich nur dazukam. Content ist auf alle Fälle da, aber, wie gesagt: der Fokus liegt auf der Musik.