Kletterkraut: Selbstversorgung made in Mühlhausen
Hast du mal darauf geachtet, wo das Gemüse herkommt, das du isst? Oftmals vermutlich nicht aus Deutschland. Das möchte Sophie ändern, weshalb sie ihre eigene Marke namens Kletterkraut ins Leben gerufen hat.

Sophie neben einem hydroponischen Bewässerungsturm. Fotos: Chris Sommer-Blumenstein
Selbstständigkeit mit gutem Zweck
„Ich wollte von dem Obst und Gemüse aus Spanien wegkommen“, fasst Sophie zusammen. „Wenn man durch den Supermarkt läuft und auf die Etiketten schaut, sieht man, wie viel Obst und Gemüse aus dem Ausland kommt, obwohl man das meiste auch zuhause auf dem Balkon oder im Zimmer anpflanzen kann.“
Dafür nutzt Sophie das Prinzip der Hydroponik, einer Anbaumethode, die es ermöglicht, Pflanzen ohne Erde zu züchten, wodurch selbst ein kleiner Raum ausreicht. „Das Hauptgeschäft sollen eigentlich Konzepte und Workshops für Betriebe, Schulen und öffentliche Einrichtungen sein. Beispielsweise die Begrünung eines Flachdachs, die Einrichtung einer Bar mit selbst geerntetem Salat für Mitarbeitende oder eine eigene Pilzzucht im Keller. Ich will zeigen: Du kannst das selbst und bist nicht vom Supermarkt abhängig.“
Warenvertrieb statt Workshops – oder beides?
Aktuell ist Kletterkraut Teil einer gemeinschaftlichen Ladenfläche in Mühlhausen und bietet dort nachhaltige, biologisch abbaubare und regional produzierte Produkte rund um das Thema Hydroponik an. Das Hauptaugenmerk richtet Sophie aber weiterhin auf ihr ursprüngliches Ziel.
„Aktuell bin ich Vertreterin für verschiedene Händler, deren Produkte ich verkaufe. Ich biete auch an, die Systeme zu bestücken und bei der Ernte zu helfen. Aber nur der Laden allein wird sich auf lange Sicht nicht lohnen. Mein Plan ist deshalb nach wie vor, mich auf die Konzepterstellung und die Durchführung von Workshops zu konzentrieren, weil es auch das ist, was mir am meisten Spaß macht.“
Vertrauen in die eigene Idee
Als selbstständige Geschäftsfrau ist Sophie nicht nur für die kreative Arbeit zuständig, sondern auch für die Prozesse im Hintergrund, seien es Ver träge, Steuern, Abrechnungen oder die Kundenbetreuung. Dafür habe sie nun aber auch mehr Freiheiten als in ihrem früheren Beruf als Ergotherapeutin. Ein Wechsel, mit dem sie selbst nicht gerechnet hätte.

Solche kleinen Anzuchtsysteme gehören zu Sophies Angebot.
„Es ging gar nicht darum, eine Firma zu gründen, sondern einfach etwas zu verändern. Generell kam mir das nie in den Sinn, weil mir die Grundlagen dafür nie beigebracht wurden und niemand je gesagt hat, das sei eine gute Idee. Aber am Ende des Tages muss man an seine eigenen Ideen glauben und sich etwas trauen. Dann geht es Schlag auf Schlag.“
Zukünftige Pläne
Auch in Zukunft möchte sich Sophie etwas trauen und weiterhin an nachhaltigen Projekten in Mühlhausen beteiligen, um die Entwicklung der Stadt mitzugestalten.
„Mein Traum ist, dass in Mühlhausen viele innerstädtische Farmen entstehen und die Ernten auf einem Markt angeboten werden. Und Kletterkraut steht im Zentrum des Ganzen.“