Mangazeichnerin (m/w/d)
Christina Plaka ist seit über 20 Jahren fester Bestandteil der deutschen Mangaszene. Anfang der 2000er war sie eine der ersten deutschen Mangazeichnerinnen überhaupt, später leitete sie eine Zeichenschule und inzwischen arbeitet Chris als Illustratorin und unterrichtet nebenbei Japanisch. Eine aufregende Karriere, von der sie uns im Interview berichtet.
„Fürs Mangazeichnen musst du wirklich leben“ I Foto: privat
Wie verlief deine Manga-Karriere?
Angefangen als Mangazeichnerin habe ich 2002. Nach dem Abi habe ich den ganzen Sommer an meinem allerersten Buch „Prussian Blue“ gezeichnet, das dann im Daisuki Magazin veröffentlicht wurde. Bis 2016 waren es insgesamt zehn Bücher. Seit 2016 gebe ich Zeichenunterricht und hatte zwischenzeitlich auch eine eigene Schule, in der ich über 300 Schülern das Zeichnen im Manga-Stil beigebracht habe. Vor ein paar Jahren wurde aus der Schule ein Studio und inzwischen nehme ich Auftragsarbeiten an.
Wie sah dein Arbeitsalltag als Mangazeichnerin aus? Was hat dir dabei am besten gefallen?
Ich habe früher direkt nach dem Frühstück losgelegt. Wenn du wirklich im Tunnel bist, zeichnest du von morgens bis abends, teilweise bis in die Nacht hinein. Der schönste und kreativste Prozess für mich war dabei das Storyboardzeichnen. Danach beginnt dann erst die harte Arbeit, das Reinzeichnen. Da arbeitet man die Skizzen ab. So hast du am Tag acht oder neun Stunden, in denen du zeichnen musst, wenn du es ernst nimmst und vor allem auch Deadlines einzuhalten hast.
Warum hast du 2016 die Arbeit an neuen Büchern beendet?
Ich liebe es zum einen mittlerweile mehr, an kleineren Projekten zu arbeiten. Zum anderen ist es aber natürlich auch eine Frage des Lifestyles. Fürs Mangazeichnen musst du wirklich leben, wie ich es mit Anfang 20 getan habe. Da hast du eine
andere Sicht aufs Leben und vielleicht auch noch nicht so viele Pflichten. Je älter du wirst, desto mehr kommt hinzu und gerade finanziell ist es sehr schwierig davon zu leben.
Wie stehen denn die Chancen, in Deutschland professionell Mangas zu zeichnen?
Ich denke, die Berufschancen sind ähnlich, wie zu meiner Zeit, weil man immer noch Talent und Engagement mitbringen muss. Wenn man ein Talent fürs Zeichnen und fürs Geschichtenerzählen hat, wird man bestimmt einen passenden Verlag dafür finden. In jedem Fall sollte man aber im Hinterkopf behalten, dass Verlage natürlich geschäftliche Interessen verfolgen. Termine sollten also zuverlässig eingehalten werden.
Was rätst du jungen Menschen, die den Traum verfolgen, Mangazeichner zu werden?
Wenn man dafür brennt, sollte man das auf jeden Fall machen. Ich würde aber allen Nachwuchsmangaka empfehlen, erstmal den Schulabschluss und dann vielleicht sogar noch eine Ausbildung zu machen, um sich ein Standbein aufzubauen. Denn Manga zeichnen ist keine Garantie für die Zukunft.