Von der Piste bis zum Podium: Trainer in Oberhof
Der Wintersport gehört zu Oberhof – das ist klar Meistens stehen die Sportler im Medienfokus, schließlich treten sie bei den Wettkämpfen an. Doch ohne ihre Trainer wären sie nicht so weit gekommen. Franziska Werl und Tom Greiner geben Einblicke in ihren Job.
Wie seid ihr zum Thüringer Skiverband e.V. gekommen?
Franziska: Für mich stand nicht fest, dass ich Trainerin werden möchte. Erst nach meinem sechswöchigen Pflichtpraktikum im Rahmen meines Studiums am Stützpunkt Oberhof beim Thüringer Skiverband ist die Entscheidung gefallen, die Berufstrainerlaufbahn einzuschlagen.
Tom: Ich habe bis zum Abitur Leistungssport in der Nordischen Kombination betrieben. Nach der Laufbahnbeendigung wurde ich von meinem Heimatverein WSV Schmiedefeld e.V. und dem Thüringer Skiverband angesprochen auf die Möglichkeit zum Verbundstudium als Berufstrainer. Nach der Bewerberauswahl fiel die Entscheidung positiv für mich aus.
Wie sieht der Alltag eines Trainers aus?
Franziska: Ich bin am Sportgymnasium Oberhof und trainiere dort den Biathlon-Nachwuchs. Aktuell trainiere ich den Altersbereich der 15- bis 16-jährigen Jungen und Mädchen. Zu meinen Aufgaben gehören Planung, Organisation, Materialpflege und Trainings – und Wettkampfbetreuung für meine Trainingsgruppe. Meine weiteren Aufgaben sind unter anderem die Kommunikation zwischen Schule, Internat und Sport. Die Trainingseinheiten beginnen nach Schulschluss. In der Wintersaison von November bis März finden regelmäßig Lehrgänge und Wettkämpfe deutschlandweit sowie im Alpenraum statt.
Tom, wie ist das für dich im dualen Studium?
Tom: Ich trainiere die gleiche Altersgruppe wie Franzi, nur eben in der Nordischen Kombination und nicht im Biathlon. Aufgrund dessen nutze ich den Vormittag für mein Studium und den Nachmittag für die Trainingseinheiten mit meiner Trainingsgruppe, dazu kommen auch regelmäßige Lehrgangsteilnahmen. Ich studiere in Ismaning den Studiengang, ich bin blockweise vor Ort und ansonsten arbeite ich im Selbststudium.
Was zählt bei einem Wettkampf Wochenende alles dazu?
Franziska: Je nachdem, ob wir zwei oder drei Wettkämpfe haben, sind wir von Mittwoch oder Donnerstag bis Sonntag unterwegs. Vor Ort folgen wir einem vorgegebenen Zeitplan. Der erste Tag ist bei uns ein offizieller Trainingstag. Am Nachmittag/Abend erfolgt die Auswertung mit den Sportlern, die Auswertung der Wettkampfergebnisse und die Planung für den Folgetag. Auch der Wettkampftag ist durchgetaktet von vormittags bis zum Abend. Zu den Aufgaben gehören unter anderem Planung und Organisation in der Unterkunft, Betreuung der Sportler während des Wettkampfes am Schießstand oder an der Strecke, sowie grundsätzliche Absicherung.
Tom: Bei uns ist es genauso. Im Regelfall fahren wir Donnerstag los und beginnen vor Ort mit einer Trainingseinheit. Der Folgetag wird oftmals nochmal als Trainingseinheit genutzt und als provisorischer Wettkampfsprung, falls am generellen Wettkampftag die Wetterbedingungen zu schlecht sind. An den Wettkampftagen ist es so, dass wir vormittags Skispringen, dann ins Hotel zum Mittagessen gehen und nachmittags der Laufwettbewerb ansteht (Skilanglauf).
Als Trainer im Wintersport: Habt ihr im Sommer frei?
Franziska: Nein. Im Sommer und Herbst ist die Phase, in der wir am meisten trainieren. Man sagt ja auch, dass der Wintersportler im Sommer gemacht wird. Wir legen in der Zeit viele Grundlagen für den Winter. Denn wenn die Wettkämpfe anstehen, können wir nicht mehr in dem Umfang trainieren. Wir sind also auch im Sommer fast täglich mit den Sportlern zusammen.
Tom: Das ist bei uns auch so. Im Sommer investieren wir viel Zeit ins Skispringen.
Wie trainiert ihr in einem Winter, in dem nicht viel Schnee liegt?
Franziska: Wir haben in Oberhof das Glück, super Sportstätten zu haben. Wir können in der Lotto Thüringen Skisporthalle trainieren, die unter anderem vier Schießstände beinhaltet. Ansonsten weichen wir auf Rollerski aus.
Tom: Wir können im Winter wie auch im Sommer auf Matten Skispringen. Das machen wir im Sommer auch. Ansonsten fahren wir auf Lehrgänge und versuchen dort, Schneesprünge für unsere Athleten zu bekommen. Mittlerweile gibt es Wettkämpfe, bei denen wir auch im Winter auf Matten springen, weil einfach kein Schnee liegt.
Was macht ihr lieber: Trainieren oder Wettkämpfe betreuen?
Franziska: Es ist eine Mischung aus beidem. Im Sommer ist man viel am Trainieren und freut sich auf die Wettkampfsaison. Auch für uns Trainer sind Wettkämpfe wichtig, um zu sehen, wie sich der Athlet entwickelt hat und ob die Richtung stimmt. Ich freue mich auf die Wintersaison. Man ist dann alle zwei Wochen unterwegs. Aber es macht natürlich auch viel Spaß.
Tom: Im Wettkampf ist es ein anderer Stress als im Training. Im Training ist alles darauf fokussiert, alles richtig und ganz exakt zu machen, bei uns zum Beispiel beim Skispringen. Im Wettkampf kannst du dann eben nicht alles umstellen und etwas Neues ausprobieren.
Was macht an der Arbeit am meisten Spaß?
Franziska: Ich würde sagen vor allem das Arbeiten mit den Sportlern, je nachdem welchen Altersbereich man betreut. Die 15-Jährigen, die ich trainiere, sind noch viel in der Lernphase. Im Biathlon wechseln sie jetzt zum Beispiel vom Luftgewehr aufs Kleinkalibergewehr, was eine entscheidende Umstellung ist. Außerdem ist es sehr interessant, die Entwicklung des einzelnen Sportlers zu verfolgen, egal ob im sportlichen oder persönlichen Sinn.
Tom: Für mich ist es auch die Arbeit mit den Kindern oder Jugendlichen, die mir Spaß macht. Ich habe bereits Erfahrungen sammeln können im Altersbereich der Sechs- bis 13-Jährigen. Aktuell trainiere ich einen älteren Altersbereich, was ein ganz anderes Arbeiten ist, aber dennoch Spaß macht. Jetzt bei den Älteren ist man auf einer anderen Ebene unterwegs und wird mehr als der Trainer gesehen. Bei den Jüngeren war man eher der Kumpel.
Muss man vorher Leistungssportler gewesen sein?
Franziska: Das ist nicht zwingend notwendig, aber man sollte sich mit der Sportart auskennen. Bleiben wir beim Biathlon: Hier ist es wichtig, dass man gut Skilaufen kann, damit man den Kindern auch was vorzeigen kann, und sich mit dem Gewehr auskennt.
Tom: Ich würde sagen, beim Skispringen sieht es ein bisschen anders aus. Da muss man schon einen großen Wissensschatz haben, um den Kindern das beibringen und sie verbessern zu können.
Was sollte man mitbringen, um ein guter Trainer zu werden?
Franziska: Spaß und Freude am Wintersport beziehungsweise an der Sportart ist das Wichtigste. Man muss sich mit der Sportart sehr gut auskennen und sollte auch pädagogisch fit sein, um mit den Sportlern umgehen zu können. Am Sportgymnasium ist ein Großteil der Sportler im Internat und teilweise weit weg von zuhause.
Tom: Ein anderer wichtiger Punkt ist noch das Organisatorische. Du musst dich selbst organisieren können in der generellen Jahresplanung und auch in den einzelnen Trainingseinheiten.