Baustoffprüfer (m/w/d)
Baustoffprüfer analysieren Baurohstoffe, Bauprodukte und Bindemittel.
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Voraussetzungen:
Interesse an Baustoffen, Technik und den Naturwissenschaften sind gute Grundlagen. Beobachtungsgenauigkeit sowie konzentriertes und sorgfältiges Arbeiten sind in der Praxis genauso wichtig wie Fingerspitzengefühl und körperliche Fitness.
Chancen:
Eine Weiterbildungsmöglichkeit ist die Prüfung zum Techniker der Fachrichtung Werkstofftechnik. Wer noch studieren möchte, dem bietet sich das Studienfach Werkstoffwissenschaft an.
Foto: Manuela Müller
Baustoffprüfer (m/w/d): Baustoffe auf die Probe stellen
Ob Straße, Brücke oder Haus – neben der Bauweise kommt es vor allem auf die Baustoffe an, damit Bauwerke nicht gleich wieder in sich zusammenfallen, Löcher bekommen oder umkippen. Jemand muss also erstmal feststellen, ob der Baustoff, wie beispielsweise Zement, in Ordnung ist, und welche Zusammensetzung am besten passt. Und hier kommen die Baustoffprüfer in Spiel. Sina (17) lernt diesen Beruf an der Bauhaus‐Universität Weimar und hat uns mal mit ins Labor genommen.
Ein Praktikum als Einstieg
Ein Beruf, bei dem man nicht den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, sondern immer in Bewegung ist und viel Abwechslung hat – nun da gibt es einige. Dass Sina sich schließlich für Baustoffprüfer entschieden hatte, lag auch an ihrem Vater. „Der arbeitet in diesem Beruf. Ich habe bei einem Praktikum mal ausprobiert, ob das auch für mich das Richtige sein könnte und war gleich begeistert.“ Sina hat sich damit einen nicht so alltäglichen Beruf ausgesucht – und dazu auch eine besondere Ausbildungsstätte. Sie lernt an der Bauhaus‐Universität Weimar, aber eben nicht als Studentin, sondern als Auszubildende. „Damit gehöre ich zum öffentlichen Dienst, das hat natürlich Vorteile – und auch inhaltlich unterscheidet sich die Ausbildung hier von der in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen. In der Baustoffprüfung gibt es verschiedene Bereiche. Man lernt in der Praxis normalerweise nur einen kennen, zum Beispiel Zement, weil man in einem Zementwerk lernt. Hier an der Hochschule ist das Arbeitsfeld breiter aufgestellt. Außerdem ist es mehr auf Forschung und Entwicklung ausgerichtet. Wir arbeiten mit und an den neusten Werkstoffen und Analysegeräten.“
Aufgaben von Baustoffprüfern
Die Aufgabe der Baustoffprüfer ist die Analyse von Baustoffstoffen durch Messen und Prüfen. Sinas Arbeitsbereiche in der Praxis sind das Mörtel‐ und Zementlabor, das Betonlabor und das chemische Labor. „Dort bereite ich erstmal die Proben vor. Je nach Analyseverfahren sind das verschiedene Arbeitsschritte. Das Zerkleinern und zu Pulver mahlen zum Beispiel, das Herstellen von Lösungen oder auch das Aufbringen auf Träger gehören dazu.“ Einige Untersuchungen führt Sina selbst durch, andere, wie die Röntgenanalyse und Mikroskopie, begleitet sie nur. Ein, wenn nicht der wichtigste Teil der Arbeit ist dann die Auswertung und Dokumentation. Sina protokolliert jeden Arbeitsschritt, den Verlauf und die Ergebnisse.
Multitasking wird gefragt
Ob an den großen technischen Geräten oder bei der manuellen Analyse: Die Arbeit im Labor erfordert viel Aufmerksamkeit. „Ich muss sehr viele Dinge gleichzeitig beachten. Zum Beispiel muss ich die Stoffe immer ganz genau abwiegen oder messen, darf aber die Behälter nicht zu lang in der Hand halten, weil sich sonst die Temperatur verändert und dadurch das Volumen nicht mehr stimmt. Und ich muss die Zeitvorgaben einhalten, mich beeilen, damit beim Erfassen der Erstarrungszeit die Ergebnisse nicht verfälscht werden oder eben lange genug warten, bis der Beton wirklich fest ist.“
Außerdem sei der Arbeitsschutz wichtig, besonders im Umgang mit den Chemikalien. „Wir haben in der Berufsschule Labore, wo wir das extra noch mal üben. Natürlich bekomme ich als Azubi aber in der Praxis immer erstmal jeden Arbeitsschritt, jeden Stoff und jede Maschine erklärt. Dann darf ich aber auch schon sehr selbstständig arbeiten.“ Allerdings ist Sina nie allein im Labor. „Es sind immer Kollegen da, das gehört auch mit zu den Arbeitsschutzvorschriften. Oft sind außerdem Studenten der Hochschule dabei, das macht noch mehr Spaß, weil man viel von dem mitbekommt, was sie in ihren Studienprojekten bearbeiten.“
Grundlagenauffrischung in der Berufsschule
Auch für Sina geht’s natürlich regelmäßig in die Berufsschule. „Die ist in Bayern, aber der Weg lohnt sich. Sie ist sehr modern ausgestattet und ich lerne auch viel Praktisches. Der Stoff ist im Vergleich zur Schule natürlich mehr, aber es ist fachlich ja das, was ich lernen will. Und es wurde noch einmal beiden Grundlagen angefangen, das war wirklich gut, denn ich hatte in der Schule Probleme in Chemie und musste viel nacharbeiten. Mittlerweile bin ich da richtig gut.“
Ein Appell an die weibliche Verstärkung
Je nach Labor hat Sina mit sehr kleinen Proben zu tun oder mit den „etwas“ größeren Portionen. „Das kann auch schon mal ein zwanzig Kilo schwerer Zementsack sein. Den trag ich zwar nicht die ganze Zeit durch die Gegend, aber ich muss ihn schon anheben können.“ Das ist für Sina kein Problem, genauso wie die Tatsache, dass sie in ihrer Berufsschulklasse das einzige Mädchen ist. „Und wir sind insgesamt 31 Schüler. Das ist schon manchmal nervig, aber ich komm trotzdem gut klar. Und es motiviert mich zusätzlich, dass man mir diesen Beruf als Mädchen nicht zutraut. Ich weiß auch gar nicht, warum. Ich würde mir wünschen, dass mir mehr Mädchen in dieser Ausbildung folgen.“
Die Ausbildung öffnet viele Türen
Den einzigen Bereich der Baustoffprüfung, den es an der Hochschule nicht gibt – Asphalt und Bitumen – lernt Sina während eines Praktikums kennen. So ist sie nach dem Ende der Ausbildung in jedem Bereich einsetzbar. „Ich möchte mich jetzt aber erstmal auf die Ausbildung konzentrieren und mache mir noch nicht so viele Gedanken über das, was danach kommt. Ich weiß aber, dass ich viele Möglichkeiten habe: Vielleicht werde ich an der Hochschule bleiben, in einem Forschungsprojekt. Aber auch in den Unternehmen sind Baustoffprüfer sehr gefragt, sogar im Ausland, dort gibt es diese Ausbildung oft gar nicht.“ (mü)
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