Meteoriten und Quantenkryptographien
Nach der Schule erst einmal etwas Anderes machen – das ist nichts Neues. Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bieten sich dafür an. Doch auch wenn es weniger bekannt ist, gibt es so etwas auch mit naturwissenschaftlichem und technischem Fokus. Das Freiwillige Soziale Jahr in Wissenschaft, Technik und Nachhaltigkeit (FJN) richtet sich an alle Wissenschafts-Asse.
Darum geht’s beim FJN:
Das Freiwillige Soziale Jahr in Wissenschaft, Technik und Nachhaltigkeit (FJN) richtet sich an 16- bis 26-Jährige, die sich für Naturwissenschaften, Umwelt und Technik interessieren. Der Träger des Freiwilligendienstes sind die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd).
Dauer des FJN: 12 Monate
Einsatzbereiche:
Einsatzstellen sind zum Beispiel Institutionen der Naturforschung, Schülerlabore, Forschungseinrichtungen im Bereich Umwelt- und Energietechnik und informationstechnische Bereiche.
Freiwilliges Soziales Jahr: Wissenschaft, Technik und Nachhaltigkeit (FJN)
Foto: Sandra Böhm
Till und Elisa sind seit September und Oktober die beiden FJN-ler im DLR School Lab in Jena.
In dem Schülerlabor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) überlegen sie sich Experimente, die Schulklassen bei einem Besuch vor Ort durchführen können. „Ein Experiment ist die ‚Schreiende Pflanze‘. Dort können die Schüler einen Pflanzenmonitor programmieren, der je nach Klassenstufe einen Smiley zeigt oder dank eines Bewegungsmelders schreit, wenn die Pflanze gegossen werden muss“, erklärt Elisa. Bei einer anderen Station sollen die Schüler herausfinden, welche der Gesteine Meteoriten sind. „Die Jüngeren finden das heraus, indem sie untersuchen, welcher Stein magnetisch ist oder Stromlinien hat. Die älteren Schüler arbeiten an den Mikroskopen mit Meteoriten-Dünnschliffen. Anhand von Farbe und Dicke lassen sich die Stoffe bestimmen“, erläutert der 19-jährige Till. Jede Station ist an einen Forschungsschwerpunkt des DLR angelehnt. Denn hier geht es nicht nur um Luft- und Raumfahrtforschung, sondern auch um Verkehrsforschung, Energie, Datensicherheit und Digitalisierung.
Da es das Jenaer DLR School Lab erst seit zwei Jahren gibt, sind Elisa und Till erst die zweite Generation von Freiwilligen dort.
„Experimente selbst aufzubauen, ist eine wichtige Aufgabe während unseres FJN. Unser Vorgänger hat zum Beispiel eine Windkanal-Station aufgebaut. Ich befasse mich unter anderem mit Quantenkryptographien“, sagt Elisa. Dabei handelt es sich um eine neuartige und sehr sichere Art Nachrichten zu verschlüsseln. Die 18-jährige Berlinerin ist extra wegen des FJN nach Jena in eine WG gezogen. „Vorher kannte ich das FJN gar nicht. Eine Freundin hat mir zufällig davon erzählt. Ich finde es eine sehr coole Idee, dass man neben dem sozialen und dem ökologischen Jahr auch in die Wissenschaft hereinschnuppern kann!“ Till, der aus Magdeburg kommt, erging es ähnlich.
Damit sie neue Experimentier-Stationen bauen oder bereits bestehende weiterentwickeln können, recherchieren die beiden sehr viel.
Till arbeitet gerade an einem Fallturm. „Das ist eine neue Idee hier. An anderen DLR School Labs in Deutschland gibt es so etwas bereits. Mit den FJN-lern dort bin ich viel im Austausch. Außerdem lese ich sehr viel dazu.“ Unterstützung erhalten die beiden zudem von sieben Tutoren, die an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Lehramt für verschiedene naturwissenschaftliche Fächer studieren. Sie helfen ihnen insbesondere bei der Erarbeitung eines didaktischen Konzepts für die Schulklassen.
Aufgrund der Recherche bilden sich Elisa und Till ständig in verschiedenen Naturwissenschaften weiter.
In die Luft- und Raumfahrt möchten sie später jedoch nicht gehen. „Ich hatte Biologie und Physik im Leistungskurs und möchte auch etwas in diese Richtung studieren, zum Beispiel Biotechnologie“, sagt Elisa. Till hat durch sein freiwilliges Jahr gelernt, was er nicht möchte: „Ich möchte auf keinen Fall einen Job, in dem ich nur rumsitze. Das Recherchieren ist in Ordnung, aber ein Bürojob kommt für mich nicht infrage. Ich denke über Physiotherapie, Sportwissenschaften oder Psychologie nach.“ (sa)