Maxim: Hauptsache glücklich
Maxim hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Als Streamer besteht sein Arbeitsalltag aus Zocken. So auch auf der diesjährigen MAG-C, von der er live übertragen hat. Das Geheimnis seines Erfolges? Viel Zeit und Engagement. Und vor allem eine Menge Glück!

Maxim ist auch mit 37 Jahren noch Vollblut-Streamer. Foto: Instinct3
Wie kam es dazu, dass du Streamer wurdest?
Also ursprünglich habe ich Lehramt Förderschule studiert. Währenddessen habe ich richtig klischeehaft sehr viel mit meinem Bruder am Computer gespielt. Dann hat er irgendwann League of Legends (LoL) entdeckt und meinte, wir könnten das ja zusammen zocken. Dieses Spiel hat dann letztlich auch dafür gesorgt, dass ich mit Youtube angefangen habe. Ganz am Anfang noch mit Let’s Reads, also mit Hörbüchern, weil ich ja Lehrer werden wollte und da viel lesen und vorlesen musste. Ich habe drei Folgen Nils Holgersson hochgeladen, die katastrophal liefen, aber immerhin war der Kanal dann da. In der Zwischenzeit habe ich in Foren gemerkt, dass die Leute viele Fragen zu LoL hatten und da mein Bruder und ich das sehr viel gespielt haben und relativ gut darin waren, habe ich angefangen Erklärvideos dafür hochzuladen. Dadurch ist der Youtube-Kanal dann gewachsen und natürlich auch mein Redebedarf zu dem Spiel gestiegen. Der erste Schritt zur Professionalisierung war dann, als ich eingeladen wurde, Veranstaltungen live zu kommentieren. Das lief so gut, dass die Anfragen immer mehr wurden und ich am Ende meines Studiums die Entscheidung treffen musste, ob ich mein Referendariat antrete, oder ein Jobangebot im Gaming-Bereich annehme. Ab da bestand mein Arbeitsalltag aus Recherchen, Aufnahmen, Videoschnitt und natürlich auch viel Spielen. Inzwischen bin ich aber im Rentner-Modus und streame nur noch von 7 bis 13 Uhr, weil ich 37 bin und drei Kinder habe, da liegen die Prioritäten einfach anders.
Ich denke, dass viele vor allem die positiven Aspekte des Berufs betrachten, aber es hängt sicher auch eine Menge Zeit und Engagement dran, um erfolgreich zu sein, oder?
Ja, vor allem aber auch eine Menge Glück. Es ist nicht unbedingt ratsam diesen Beruf zu wählen, wenn man sich eine sichere Aussicht erhofft. Die meisten sind Quereinsteiger, weil es keine Ausbildung zum Youtuber oder Streamer gibt. Es kommt auf sehr viele zufällige Faktoren an, auf die man nicht unbedingt Einfluss hat. Ich wüsste auch nicht, wie eine Aus- oder Weiterbildung in dem Bereich aussehen sollte. Klar kann man jemandem alles Nötige beibringen, aber die Problematik, am Ende auch gesehen zu werden, ist das eigentlich Schwierige. Und dafür braucht es aus meiner Sicht auch eine Menge Glück. Allein schon, weil der Beruf von sehr viel Unzuverlässigkeit geprägt ist, schließlich weißt du nie, wann du nicht mehr cool bist und deine Videos plötzlich nicht mehr ankommen.
Eines deiner jüngsten Videos bei Youtube adressiert genau das. Wie gehst du denn selbst damit um, wenn deine Videos plötzlich schlechter laufen?
Es hat sehr lange gedauert, bis ich verstanden habe, wie Youtube funktioniert. Es ist eine Mischung aus Entertainment, Information und hier und da mal einer verrückten Idee. Das ist alles sehr ressourcenintensiv. Und dann bist du am Ende des Tages trotzdem noch vom Algorithmus abhängig. Meine Videos liegen z.B. zwischen 8.000 und 100.000 Klicks und diese Spanne kann man im Vorfeld kaum einschätzen, was sehr unzuverlässig ist, gerade wenn man davon versucht zu leben.
Streaming, bspw. auf Twitch, ist konstanter, weil man besser nachvollziehen kann, wie viele Zuschauer einschalten. Du hast natürlich einen coolen Beruf, aber du musst am Ende auch davon leben können. Und wo da die Grenzen liegen, das ist von Person zu Person unterschiedlich.
Gerade mit dieser Unsicherheit im Hinterkopf, wie planst du da für die Zukunft?
Für mich steht immer an oberster Stelle, dass ich glücklich bin. Ich versuche das zu tun, was mich glücklich macht. Und diese Wahl hat nicht jeder, weshalb ich auch sehr dankbar bin, und dieses Privileg wertschätze. Sollten die Klickzahlen sich aber irgendwann doch so entwickeln, dass es nicht mehr reicht, habe ich schon ein paar Kontakte, an die ich mich wenden könnte. Mein Plan wäre dann Spieletester, bzw. Journalist zu werden. Aktuell läuft der Beruf aber gut. Auch wenn man sich von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr hangelt, passieren immer genug spannende, dynamische Dinge und die Arbeit wird nicht wirklich weniger.
Was für Fähigkeiten sollte jemand, der einen ähnlichen Werdegang anstrebt, mitbringen, um erfolgreich zu sein?
Generell gilt wahrscheinlich: Je mehr, desto besser! Ich würde aber eher darauf schauen, was für Fähigkeiten man auf dem Weg mitnehmen und erlernen kann. Von den technischen Aspekten, wie dem Umgang mit Schnittprogrammen, Kameras und Mikrofonen, bis zum freien Sprechen und zur Ausdrucksweise. Das schafft gute Grundlagen, auf denen sich aufbauen lässt. Gerade weil man mit vielen verschiedenen Berufsfeldern zu tun hat und Einblicke in deren Arbeit bekommt. Falls es dann doch nicht mit dem Streaming klappen sollte, lässt sich das vielleicht anderweitig nutzen.
Würdest du auch dazu raten, eine Ausbildung, oder ein Studium abzuschließen, bevor jemand diesen Weg einschlägt?
Ja, unbedingt! Außer man ist so schnell so erfolgreich, dass man die Gelegenheit beim Schopfe packen muss und vielleicht sogar zu einem gewissen Grad finanziell ausgesorgt hat. Allein, um den Bezug zur Realität nicht zu verlieren, würde ich es aber jedem empfehlen. Ich habe schon zu viele junge Gamer erlebt, die die größten Turniere gewonnen haben, aber zu Hause keinen Topf in die Spülmaschine einräumen konnten. Man bleibt einfach bodenständiger, wenn man Umgang mit normalen Leuten hat, die normales Gehalt. Und wenn man sich von Anfang an nur dieser Gaming Bubble bewegt, hat man diesen Bezug vielleicht nicht.
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