Meisterin im Handwerk: Gina Meyer

Vergangenes Jahr haben sich die meisten aller neuen Azubis in Deutschland für die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker entschieden. Das war auch in Thüringen so. Seit Jahren führt dieser Beruf die Rangliste an. Doch was auffällt, ist, dass über 90 Prozent aller Auszubildenden junge Männer sind. Gina Meyer zeigt, dass der Beruf aber keineswegs nur was für Männer ist.

Meisterin im Handwerk

Fotos: Chris Franke

Selbst ist die Frau: Gina Meyer

Gina Meyer ist nicht nur Kfz-Mechatronikerin, sondern hat sogar schon ihren Meisterbrief in der Tasche und ist eines der beiden Gesichter des Handwerks 2024 der Handwerkskammer Erfurt. Dabei hatte sie nach ihrem Abitur erstmal einen ganz anderen Weg eingeschlagen und eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten begonnen. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass der Kindheitstraum, den man so hatte, gar nicht der Realität entspricht“, erinnert sich die heute 25-Jährige.

Nachdem sich der Beruf nicht als der Passende herausgestellt hatte, probierte sie sich in einem Praktikum in der Kfz-Werkstatt ihres Vaters in Artern aus. Neben der Frage, ob ihr die Arbeit an den Autos Spaß mache, habe auch die Frage im Raum gestanden, ob das überhaupt funktionieren kann, wenn der eigene Vater der Chef ist. Das hat es und so startete Gina nach zwei Wochen Praktikum in die dreieinhalbjährige Ausbildung.

Gina Meyer

Ginas Tipp: „Guckt euch auch im Handwerk genauer um. Es hat so viel mehr zu bieten, als man vielleicht denkt, und bietet so viel Individualität in den Jobs, dass eigentlich für jeden was dabei ist.“

Mehr Frauen im Handwerk

Damit war sie 2018 in ganz Thüringen eine von 15 Frauen, die diese Ausbildung gewählt haben. Im Gegensatz dazu waren es 597 Männer. In den vergangenen Jahren hat sich das Verhältnis deutschlandweit und in Thüringen ein bisschen verändert, sodass 2023 von 672 angehenden Kfz-Mechatronikern 48 Frauen waren.

Stück für Stück Vorurteile aus dem Weg räumen

In der Berufsschule habe es zu Beginn ihrer Ausbildung den einen oder anderen doofen Blick gegeben, so Gina. „Das hat sich aber ganz schnell geändert, als die ersten Arbeiten geschrieben worden sind.“ Danach sei es dann eher so gewesen, dass die Jungs zu ihr gekommen seien, damit sie ihnen nochmal Fachliches erklären könne und das Thema sei damit beendet gewesen. Während ihres Meisters, den sie gleich im Anschluss an ihre Ausbildung in Vollzeit absolviert hat, habe es dahingehend gar keine Bemerkungen gegeben.

Im Kfz-Betrieb ihres Vaters Sven Meyer in Artern sei es nie ein Problem gewesen, dass sie als Frau – und Tochter des Chefs – diesen Beruf ergreift. Bei der oft männlichen Kundschaft sei es dagegen schon noch manchmal Thema. Viele hätten gedacht, dass sie sich nur um die Kundenkommunikation und die Rechnungslegung kümmere.

„Die sprechen tatsächlich lieber mit den männlichen Kollegen bei uns. Es gibt auch nach wie vor Kunden, die meinen Vater sprechen möchten wegen einer Terminvereinbarung, die ich schon seit dem ersten Lehrjahr machen kann“, sagt Gina. „Bei vielen Kunden ist es aber mittlerweile angekommen und solche Reaktionen sind nur noch vereinzelt der Fall.“

Trau dich

Mädchen und jungen Frauen gibt Gina mit auf den Weg, dass sie das Handwerkliche einfach mal ausprobieren sollten. „Wenn man eigentlich Interesse und Lust darauf hat, dann soll man es einfach machen! Egal, was vielleicht die Eltern oder der Freundeskreis dazu sagt. Man sollte seinen eigenen Weg gehen“, sagt die Arternerin eindringlich. Zudem würden auch die körperlichen Herausforderungen in der Werkstatt durch gutes Equipment und Werkzeug immer geringer werden.

Mehr als nur Schweres heben

Herausfordernder als die Muskelkraft beim Reifenwechsel ist Ginas Meinung nach eher die Leistung, die der Kopf erbringen muss, wenn es um die elektrische Fehlersuche geht. „Das ist echt nicht jedermanns Sache. Das kann sehr kompliziert sein, wenn der Computer zwar sagt, ein bestimmtes Bauteil ist kaputt und man wechselt es, und es funktioniert dann trotzdem nicht. Meistens bedeutet das dann eine stundenlange Suche nach einer kleinen Stelle im Kabelbaum, die irgendwo im Auto sein kann.“

Spaß am Beruf

Besonders die Vielfältigkeit des Berufs ist das, was Gina am meisten Spaß macht. „Es wird wirklich nie langweilig, weil man nie sagen kann, dass der eine Tag so wird wie der andere“, sagt sie. Auch, dass sie sich ständig weiterbilden muss, damit sie bei der Technik auf dem neuesten Stand bleibt, gefällt ihr. „Für mich hat das nur Vorteile, weil man eben immer am Ball bleiben muss und man damit immer mehr dazu lernt.“

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