Mit Vollblut Lehrerin sein
Gabriele Lenz ist schon lange leidenschaftliche Lehrerin. Seit 2019 ist sie auch Schulleiterin der Thüringer Gemeinschaftsschule (TGS) Lautenbergschule in Suhl. Gerade für die Jugendlichen in Suhl setzt sie sich ein.
Warum wollten Sie Lehrerin werden?
Meine Entscheidung war schon ziemlich klar. Ich wollte meine Interessen vereinen: Skilanglauf, denn ich war seit meiner Jugend im Sportverein, und das Thema Natur und Umwelt. Deswegen habe ich mich als Lehrerin für Sport und Biologie ganz gut wiedergefunden. Gerade auch der Kontext mit Kindern gefällt mir gut. Ich hatte schon immer eine soziale Ader. Aber ich habe nicht die klassische Lehrerkarriere. Als ich fertig war, gab es einen Lehrerüberschuss und da mussten sich viele umorientieren – auch ich. Danach war ich acht Jahre in anderen Bereichen unterwegs: Ich habe als Sport- und Bewegungstherapeutin gearbeitet und war sechs Jahre in der Jugendhilfe in Hessen. Seit 2011 bin ich wieder hier in Suhl an der Schule.
Wofür setzen Sie sich an Ihrer Schule besonders ein?
Ich habe gemerkt, dass Schule so nicht weitergehen kann. Die bestehenden Systeme sind zu starr, zu unflexibel und wir werden den Kindern nicht mehr gerecht. So haben wir im Team mit dem ganzen Kollegium Bewegungen mitinitiiert. Zum Beispiel Fit for Future: Dabei haben wir uns gefragt, ob wir es noch schaffen, dass wir unsere Schüler so entlassen, dass sie draußen gut ins Leben passen. Das ist für uns eine spannende Zeit: Man muss sich neu aufstellen und neue Wege gehen. Und man muss viel Mut haben. Deswegen habe ich mit dem Start als Schulleiterin 2019 das Digitalisierungskonzept geschrieben.
Foto: privat
Wofür wir uns auch einsetzen ist LDE – Lernen durch Engagement. Wir lehren die Vernetzung mit der Umwelt, mit Betrieben, aber auch innerhalb unseres Hauses. Wir setzen uns auch für ein respektvolles Miteinander ein, damit es eben nicht so ein Dogma ‚Wir geben vor und die Schüler führen aus‘ ist. Da muss man die Schüler auch mal machen lassen und nicht gleich einhaken, wie das sonst so typisch Lehrer ist.
Ihre Schule hat einen Podcast und einen Instagram-Account. Wie kam es dazu?
Der erste Schritt war Instagram. Da haben wir uns gesagt, das Ministerium macht das auch, und es ist das Medium der Zeit. Wenn ich zum Beispiel mit Eltern sprechen möchte, die sich auch nicht mehr die Websites anschauen, brauchen wir ein Kommunikationsmittel. Wir haben das mit Instagram logischerweise erstmal alleine begonnen, aber jetzt sind auch Schüler mit involviert, die als Schülersprecher auch eine gewisse Grundqualifikation und Verantwortung mitbringen.
Der Podcast ist durch Lernen durch Engagement entstanden. Der Hauptgrund dafür war, dass Schüler mit dem Außen, zum Beispiel mit Firmen oder mit uns als Schulleitung in Kontakt treten sollen. Wir haben jetzt Podcasts mit Partnerunternehmen und haben dabei mit den Schülern trainiert, wie man sich darstellt oder wie man Dinge über Unternehmen erfragt. Das ist jetzt alles am Anfang und bisher von uns natürlich kontrolliert. Wir haben den Schülern bei der Projektplanung und den Ideen aber viel freie Hand gelassen.
Was ist Ihnen mit Blick auf die Bildung der kommenden Generationen besonders wichtig?
Vor allem wäre es schön, wenn sich überhaupt Menschen noch dazu bereit erklären, diesen Beruf auszuüben. Die Notlage ist nun mal die, dass Schule ohne entsprechendes Lehrpersonal nicht funktioniert. Wenn ich mir wünschen könnte, wie diese Lehrer sind, dann sind das Menschen, die dafür brennen, die offen und achtsam sind. Und Menschen, die Schule nicht nur als Stelle verstehen, wo Wissen ausgeschüttet und abgefragt wird, sondern die erkennen, dass in jedem Kompetenzen schlummern. Ich brauche die Lehrer, die danach suchen, oder einfach mal jemanden in den Arm nehmen und sagen: ‚Ich glaube, dein Tag läuft heute gar nicht. Wie kann ich dir helfen?‘ Das ist so wichtig. Das machen wir auch im Kollegium.