WorldSkills: Drehen, Fräsen, Feilen –
Wer kann’s am besten?
Große, internationale Wettkämpfe kennst du aus dem Sport. Es gibt aber auch Wettkämpfe, in denen das berufliche Können der Teilnehmenden bewertet wird: Die WorldSkills. Im März steht die Deutsche Meisterschaft im Skill „Industrial Mechanics“ an. Leon, der gerade seine Ausbildung zum Industriemechaniker bei Viega in Großheringen abgeschlossen hat, versucht sich dort für das Nationalteam zu qualifizieren.
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Die Weltmeisterschaften gibt es bereits, ursprünglich unter anderem Namen, seit 1950.
Seit 1999 finden die Wettkämpfe als „WorldSkills International“ alle zwei Jahre statt. Dabei gibt es verschiedene Disziplinen – die Skills –, in denen Auszubildende und Facharbeitende im Alter von bis zu 23 Jahren ihr Bestes geben. Es geht von „Anlagenelektronik“ und „Florist/in“ über „Kfz-Mechatroniker/in“ und „Konditor/in“ bis zum „Zimmerer/Zimmerin“. Die letzten Weltmeisterschaften fanden 2019 im russischen Kasan statt.
Leons Ziel ist es, im Oktober bei den nächsten WorldSkills International in Shanghai an den Start zu gehen.
Die ersten Hürden hat der 19-Jährige bereits genommen. Bei Viega hat er einen internen Wettkampf gegen einen Azubi-Kollegen für sich entschieden. Auch die Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft, in der unter anderem sein Fachwissen abgefragt wurde, hat Leon überstanden. „Meine Motivation ist zum einen, einfach in meinem Beruf weiterzukommen und mehr darüber zu lernen“, erklärt der frisch ausgelernte Industriemechaniker. „Und natürlich freue ich mich auf den Austausch mit den anderen Teilnehmenden und habe den Ansporn, bis zur Weltmeisterschaft zu kommen. Das kann ja auch nicht jeder von sich behaupten.“ Die Aufgaben dort sind sehr komplex. Anhand von Zeichnungen und Vorlagen müssen Einzelteile hergestellt und montiert werden, Motoren integriert und Baugruppen elektrifiziert und automatisiert werden.
Gemeinsam mit Leon treten im März Timur von Knipex in Wuppertal, Lukas von Sandvik Tooling Supply in Schmalkalden und Janne Lars von Hahn Automation in Rheinböllen an.
Die Chance, dass ein Thüringer zur Weltmeisterschaft fährt, liegt also bei 50 Prozent. Die besten drei von ihnen bilden das Nationalteam für den Skill „Industrial Mechanics“, sie bereiten sich weiter intensiv vor. Im Mai wird festgelegt, wer zur Weltmeisterschaft fahren darf.
Derzeit übt Leon selbstständig und mit seinem Ausbilder Franz Radestock, Teilnehmer der WorldSkills International 2019, in der Lehrwerkstatt.
„Ich übe die typischen mechanischen Aufgaben von der manuellen Bearbeitung bis zum Montieren und Demontieren komplexer Baugruppen. Zum Beispiel übe ich die Werkstücke, die bei alten Meisterschaften drangekommen sind.“
Sein anderer Ausbilder hat sich absichtlich aus dem Training mit Leon zurückgezogen.
Der 34-jährige Robert Erdmann ist nämlich einer der Experten in dem Skill – und der Bundestrainer. „Ich entwickle die Aufgabe für die Deutsche Meisterschaft, und um da fair zu sein, übe ich mit Leon nicht“, stellt er klar. Robert war 2007 selbst Teilnehmer bei den WorldSkills International in Shizuoka, Japan. „Danach konnte ich einfach nicht loslassen. Seitdem bin ich immer involviert. 2011 in London war ich Technical Observer, 2013 in Leipzig Workshop Supervisor. 2017 bin ich als Team Assistant mit nach Abu Dhabi gereist. Und seit 2018 bin ich Bundestrainer.“ Neben der Auswahl des deutschen Teilnehmenden für die WorldSkills zählt auch deren Training zu Roberts Aufgaben. „2019 war ich mit Franz zum Trainieren in Brasilien, Österreich und Russland. Daran denke ich gerne zurück. Der dadurch entstehende Austausch ist auch ein großer Vorteil der WorldSkills. Man sieht nicht nur die deutschen Ausbildungsstandards, sondern auch die von anderen Nationen.“ (sa)
Fotos: Viega, WorldSkills Germany/Frank Erpinar