Zimmerer (m/w/d)
Zimmerer errichten Holzkonstruktionen für Dachstühle und Fachwerkhäuser. Außerdem bauen sie Treppen und montieren Holzbauteile.
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Fotos: Sandra Böhm
Zimmerer (m/w/d): Für jede Holzkonstruktion
Wenn Finn über einen Beruf Bescheid wusste, seit er ein Kind war, dann war es der Zimmerer. Denn schon sein Vater und Großvater haben diesen traditionsreichen Beruf ausgeübt. „Ich bin damit aufgewachsen“, sagt der 19-Jährige, der inzwischen im dritten Jahr seiner Ausbildung im STRAB Ingenieurholzbau Hermsdorf ist.
Im Gegensatz seinem Vater und Großvater lernt Finn seinen Beruf aber nicht in einem klassischen Handwerksbetrieb, sondern in einem Ingenieurholzbau-Unternehmen. „In traditionellen Zimmereien bauen und sanieren Zimmerer Fachwerkhäuser und Dachstühle mit Gauben und allem, was dazu gehört. Kleinere Firmen machen auch den Innenausbau“, erklärt Finn. Im Grunde kümmern sie sich also um alle statischen und konstruktiven Holzbauteile im Hausbau.
Zimmerer in der Industrie wie Finn bauen im Prinzip das Gleiche – nur ein paar Nummern größer. „Wir bauen Satteldachkonstruktionen für Binderhallen, also Sporthallen, Lagerhallen und Industriehallen in allen Größen.“ Daraus folgt, dass Finn seine Ausbildung und seine Gesellenprüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) absolviert und nicht bei der Handwerkskammer (HWK). Die Inhalte sind aber gleich.
Ablauf der Zimmerer-Ausbildung
Egal, ob man seine Zimmerer-Ausbildung über die HWK oder IHK macht, der Aufbau ist gleich. Blockweise lernen die Auszubildenden in ihrem Betrieb, der Berufsschule und dem Ausbildungszentrum. Im ersten Lehrjahr verbringen sie die meiste Zeit im überbetrieblichen Ausbildungszentrum, wo sie die Grundlagen des Ausbaus lernen. Das tun sie gemeinsam mit den Lehrlingen der anderen Gewerke des Ausbaus wie den Stuckateuren, Trockenbaumonteuren und Co.
Finn im Holzlager seines Ausbildungsunternehmens.
Wo und wie es losgeht
Da Finns Ausbildungsbetrieb in Hermsdorf seinen Sitz hat, besucht er das Bildungszentrum Ostthüringen (BZO) Gera. Zu Beginn lernte er dort die Grundlagen, ehe es stetig komplizierter wurde. Dieses Prinzip – von einfach zu kompliziert – zieht sich im BZO und der Berufsschule durch die drei Ausbildungsjahre. „Im ersten Lehrjahr haben wir unterschiedliche Fachwerkelemente gebaut – erst kleine und dann wurden sie immer komplexer. Als Abschlussprojekt haben wir in Gruppen ein ganzes Fachwerkhäuschen mit normalem Satteldach gebaut“, so Finn. Im zweiten und dritten Lehrjahr geht es weiter mit verschiedenen Dachformen wie zum Beispiel dem Walmdach mit Gaube und Anbaudach sowie verschiedenen Treppenarten.
Herausforderungen in der Ausbildung
Während die Auszubildenden in jedem Jahr weniger Zeit im überbetrieblichen Ausbildungszentrum und entsprechend mehr Zeit im Unternehmen verbringen, bleibt die Dauer der Berufsschulzeit gleich. In Lernfeldern statt in Unterrichtsfächern lernen sie zuerst, wie sie eine Baustelle einrichten und erhalten Fachwissen über alle Gewerke der Baubranche. Ab dem zweiten Lehrjahr geht es auch in der Theorie vermehrt um Zimmerer-Arbeiten. „Das Ziel ist, dass wir im dritten Lehrjahr eine technische Zeichnung hingelegt kriegen und wissen, was zu tun ist“, sagt Finn. Im letzten Ausbildungsjahr lernen sie außerdem, wie sie sowohl Fachwerkhäuser als auch Niedrigenergiehäuser sanieren.
Etwas mit den eigenen Händen schaffen
Als angehender Zimmerer in einem Ingenieurunternehmen ist er im Gegensatz zu klassischen Zimmerern eher selten auf Baustellen unterwegs, sondern fertigt die Bauteile in der Regel im Betrieb, während andere dann die Montage übernehmen. Ob man mehr auf Baustellen unterwegs ist oder mehr in der Halle die Bauteile fertigt, hängt vom jeweiligen Ausbildungsunternehmen ab.
„Mir macht an der Ausbildung am meisten Spaß, dass ich sehe, wie ich mich weiterentwickelt habe“, verrät Finn. „Außerdem gefällt mir, dass man von Anfang an beim Herstellen eines Bauteils dabei ist. Man hat es selbst angerissen, abgebunden und aufgebaut und sieht am Ende, was man gemacht hat. Da kann man später immer zu seinen Enkelkindern sagen: Das habe ich vor vielen Jahren gebaut!“
Möglichkeiten nach dem Gesellenbrief
Für Finn steht schon fest, was er machen möchte, wenn er in wenigen Monaten seinen Gesellenbrief in der Tasche hat. Er möchte gleich im Anschluss seinen Meister machen: „Ich möchte noch mehr lernen, zum Beispiel über Unternehmensführung und in der Fachtheorie. In der Meister-Weiterbildung macht man auch seinen Ausbilderschein. Das alles hilft, wenn man mal in der Firma aufsteigen möchte.“
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