Akkordeon-Duo aus Weimar startet durch

Auf den ersten Blick haben Marius Staible und Daniel Roth viele Gemeinsamkeiten: Beide spielen leidenschaftlich gern Akkordeon, beide studieren an der Hochschule für Musik Franz Liszt (HFM) Weimar und gemeinsam bilden sie das Akkordeonduo „con:trust“. Doch eigentlich sind die beiden Freunde sehr unterschiedlich. Und trotzdem gemeinsam erfolgreich.

 

Akkordeon Duo: con:trust

Marius Staible und Daniel Roth. Foto: Nick Konstantin Otto

Akkordeon-Duo aus Weimar startet durch

Schon wie sie ihre Leidenschaft für das Akkordeon entdeckt haben, ist sehr unterschiedlich. Für Marius reichte eine Begegnung mit Straßenmusikern: „Da war ich drei Jahre alt und einer von ihnen hatte eine Quetsche dabei. Das hat mich irgendwie fasziniert“, erinnert er sich. „Meine Mama ist Klavierlehrerin und wollte eh, dass ich ein Instrument spiele. Aber bitte alles außer Akkordeon.“ Doch für Marius gab es fortan nur noch ein Instrument, das er lernen wollte. Als Vierjähriger begann er seinen Unterricht bei Stephan Bahr an der Musik- und Kunstschule Jena und pendelte sogar für viele Jahre alle zwei Wochen nach Jena zum Unterricht, da seine Familie in der Zwischenzeit nach Nürnberg umgezogen war.

Nicht so geradlinig lief die Ausbildung von Daniel ab: „Ich komme nicht aus einer Musikerfamilie, aber mein Opa hat ein bisschen Akkordeon gespielt. Das hatte er sich selbst beigebracht und darauf seine Volkslieder gespielt und gesungen.“ Das habe auch ihn fasziniert und geprägt. Irgendwann hat sein Opa ihm ein Akkordeon vom Flohmarkt mitgebracht. „Ich habe immer bei jemanden gelernt, der das eben gerade konnte“, sagt der 27-Jährige. Erst mit 15 Jahren habe er Unterricht von einem studierten Akkordeon-Lehrer erhalten. Zuvor hatte er in den Ferien über eine Musikakademie verschiedene Akkordeon-Kurse besucht.

Ferien-Kurse brachten sie zusammen

Darüber lernten sich Marius und Daniel schließlich kennen. Denn Marius‘ Lehrer Stephan Bahr wurde zu diesen Ferien Kursen eingeladen und brachte seine Schüler mit. In den Kursen probierten die beiden vieles aus und trafen sich auch nachts, um gemeinsam Musik zu machen und die Vielfältigkeit des Akkordeons kennenzulernen. Viel Arbeit steckten sie dabei in die Klassische Musik, aber auch in die Neue Musik. „Da haben wir gemerkt, wer von uns beiden was besser kann, haben voneinander gelernt und uns gegenseitig neue Sachen beigebracht“, sagt der 26-jährige Marius.

Für ihn stand früh fest, dass er das auch studieren möchte. Neben den Ferienfreizeiten wurden Daniel und er auch zu Akkordeon-Meisterkursen eingeladen, an denen normalerweise nur Studierende teilnahmen. Das habe ihnen gezeigt, was möglich war, wenn man dranbleibt. Da Marius durch seine Jenaer Musikschulzeit schon die Professorin an der HFM kannte, war Weimar sein Favorit. Daniel ging zwar schon ein Jahr früher an die Hochschule, für ihn war nach dem Abi nicht eindeutig klar, dass er Akkordeon studieren möchte. „Aber ich habe mir dann gedacht, dass ich da jetzt schon so viel Zeit reininvestiert habe und mehr daraus machen wollte. Ich habe mehrere Aufnahmeprüfungen gemacht, aber Weimar wurde mir von meinem Lehrer empfohlen.“

Akkordeon-Studium an der Franz-Liszt-Hochschule

Ab 2015 bzw. 2016 studierten die beiden an der HFM und sind inzwischen fertig mit ihrem Bachelor- und Masterstudium. Der Akkordeon-Bachelor geht mit acht Semestern länger als die übliche Regelstudienzeit. Marius erklärt: „Die ersten beiden Jahre hat man das Grundstudium und in den letzten beiden Jahren professionalisiert man sich entweder im pädagogischen oder klassischen Bereich. Eigentlich alle entscheiden sich für den pädagogischen Bereich, weil das beim Akkordeon einfach sinnvoller ist, da es keine festen Orchesterstellen für Akkordeonisten gibt.“ Schön fanden beide, dass sie in dieser Zeit auch Einblicke in andere Bereiche erhalten haben, wie im Chor zu singen oder Psychologie-Vorlesungen zu besuchen.

Für den zweijährigen Master gingen sie dann verschiedene Wege. Während Marius sich für den Akkordeon-Master mit dem Profil Neue Musik entschied und so alles über Elektromusik, Musikproduktion und Komposition lernte und inzwischen sein zweijähriges Konzertexamen absolviert, machte Daniel einen Zwei-Fach-Master für Akkordeon und Musiktheorie. „Ich habe im Master auch ein Erasmus-Auslandssemester in Helsinki gemacht, was ich jedem empfehlen würde“, sagt Daniel.

 

con:trust

Con:trust auf Tour in New York | Foto: Megan Rainwater

Internationale Erfolge feiern

Parallel zu ihrem Studium gründeten sie auch ihr Duo „con:trust“. „Wir wollten bei einem Wettbewerb mitmachen, aber für einen Solo-Wettbewerb auf internationaler Bühne war es noch zu früh“, so Marius. Also knüpfen sie an das an, was sie eh schon gemacht haben, und spielten zusammen. Beim Internationalen Akkordeon-Wettbewerb Klingenthal holten sie sich den dritten Platz und räumten bei einem Kammermusik-Wettbewerb in Italien als einziges Akkordeon-Duo und als jüngste Teilnehmer gleich in zwei Kategorien den ersten Platz ab. „Für diese Wettbewerbe mussten wir uns einen Namen überlegen. Da wir ja so unterschiedlich sind, kam Daniel auf Kontrast und da wir in Italien waren machten wir daraus con:trust, also italienisch ‚mit‘ und englisch ‚Vertrauen‘“, so Marius weiter.

Seit den Wettbewerben treten sie auf Veranstaltungen auf, geben Konzerte und waren sogar in New York. Dank eines Austauschprojekts zwischen der HFM und der Manhattan School of Music, bei dem neue Ensemble-Stücke für Neue Musik geschrieben wurden, hatte Marius zuvor Kontakte nach Nordamerika geknüpft „Das Projekt sollte dieses Jahr ausgebaut werden und die zehn Stücke sollten in New York, Toronto und Berlin uraufgeführt werden. Das Besondere dabei ist, dass das Akkordeon in der Neuen Musik sehr stark gefragt ist, es aber in Nordamerika keine klassischen Akkordeonisten gibt“, sagt Daniel. Die Zeit auf Tour in New York und Toronto nutzten sie auch gleich für Workshops über das Akkordeon, damit mehr Menschen das Instrument kennenlernten. „Man teilt seine Freude und kann Einblicke geben. Das ist schon cool“, freut sich Daniel.

Auftritt beim Supertalent

Während der Corona-Pandemie sind die beiden zusammengezogen, um unabhängiger zu sein. In ihrer WG haben sie nicht nur insgesamt sechs Akkordeons, sondern auch ihr eigenes Studio, in dem sie Musik aufnehmen, produzieren und auch Videos für Social Media drehen. In dieser Zeit meldeten sie sich auch bei der RTL-Sendung „Das Supertalent“ an und wurden letztes Jahr zum Dreh eingeladen. Marius: „Das war eine coole Erfahrung. Neben dem Studium beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir Menschen emotional mit unserer Musik berühren können. Deswegen war das eine gute Challenge für uns zu überlegen, was wir spielen, wie wir auftreten und was für eine Show wir abliefern.“

In Zukunft möchten die beiden weiter als Duo durchstarten, in noch größeren Konzerthäusern spielen, eigene Alben rausbringen und auf Tour gehen. „Ich möchte jungen Leuten gern Mut machen, das zu machen, worauf sie Bock haben und nicht nur daran zu denken, welche Stelle man damit bekommen kann. Ich hatte selbst keine Vorbilder und man kennt ja das Vorurteil von der brotlosen Kunst selbstständiger Musiker“, sagt Daniel. „Aber gerade jetzt hat man so viele Möglichkeiten, sich mit Social Media seine Bühnen selbst zu erschaffen!“

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