Maro Coffee Engineering:

Vom Küchenboden zum Start-up

Das muss doch besser gehen! Das haben sich Max Grimm und Robin Kuprat kurz vor ihrem Abitur gedacht. Und jetzt – knappe vier Jahre später – sind sie dabei, von Suhl aus mit ihrem Start-up die Kaffeewelt auf den Kopf zu stellen.

 

Maro Coffee Engineering

Foto: Fotoloft Erfurt

Kaffee verbindet Wissenschaft und Genuss

Aber von vorn: Eigentlich war Max im letzten Jahr vor seinem Abitur genervt von seinem Mitbewohner im Internat in Weimar, weil der plötzlich anfing, früh um sieben Uhr Kaffeebohnen für seinen Kaffee zu mahlen. Doch damit wurde sein eigenes Interesse geweckt. „Ich habe recht schnell gesehen, was dort hinter dieser Kaffeewelt für eine Wissenschaft in Verbindung mit Genuss und Community steht“, erinnert sich der heute 23-Jährige.

Bald recherchierte er zu Siebträgermaschinen, schaute Videos und kaufte sich seine eigene. Schnell war er aber auch gefrustet, denn bei vielen dieser Maschinen würden die immer gleichen Probleme auftreten – so auch nach einem halben Jahr bei der von Max.

Maro-Gründer kennen sich seit der Kindheit

Für die Reparatur holte er sich seinen Kumpel Robin hinzu. Von der fünften bis zur achten Klasse gingen die beiden auf die gleiche Schule in Erfurt und blieben auch nach Max‘ Wechsel auf das Weimarer Internat enge Freunde. Also nahmen sie die Maschine auseinander, schauten sich die einzelnen Teile an, machten Fotos und reparieren sie schließlich.

„Wir waren danach ein bisschen schlauer und haben verstanden, warum die Dinger so viele Probleme machen. In den traditionellen Siebträgermaschinen ist einfach immer noch die Heiztechnik von 1850 verbaut“, fachsimpelt Max. „Alle Probleme, von denen man so gehört hat, wie Temperaturkonsistenz-Schwierigkeiten, nicht-wiederholbare Extraktion, lange Aufheizzeiten und superhoher Energieverbrauch hatten plötzlich ihren Grund, als wir gesehen haben, wie sie funktionieren.“

MARO

So sah es damals in der Küche von Max aus, als die beiden sich mit Siebträgerkomponenten auseinandergesetzt haben. Foto: privat

Glaube daran, es besser zu machen

Das weckte den Erfinder- und Entwicklergeist der beiden. Denn irgendwie musste man das doch besser machen können! Robin brachte sich selbst vieles über Elektronik und Software bei. Sie bauten nach Gutdünken Sensoren an Max‘ Kaffeemaschine an, entwickelten Elektronik, um diese auszulesen und die verschiedenen Komponenten ansteuern zu können.

Nebenher machten sie ihr Abitur. Max ging nach Halle für seinen Bundesfreiwilligendienst und arbeitete nebenbei – schon sehr passend zu seinem neuen Herzensprojekt – in einer Rösterei, während Robin an der Technischen Universität Ilmenau Ingenieurinformatik studierte.

„Wir haben uns in meiner Einzimmerwohnung in Halle auf dem Küchenboden mit den Siebträgermaschinenkomponenten auseinandergesetzt, blechweise Pizza gegessen und immer mehr gebastelt und gebaut. Mit jedem Software-Update wurde die Maschine zuverlässiger und der Kaffee besser. Es war eine wilde Zeit“, erinnert sich Max.

Maro: Jetzt entwickeln sie eigene Siebträgermaschinen

Irgendwann, auch durch Gespräche mit den Kunden der Hallenser Rösterei, stellten die beiden fest, dass dort Potenzial liegt. Jede Siebträgermaschine – außer sehr, sehr teure – hätten irgendwelche Probleme. Also gingen sie weg von der Reparatur und Weiterentwicklung alter Maschinen und hin zur Neuentwicklung nach ihren Vorstellungen. „Wir hatten tausend Ideen, von denen neunhundert bestimmt eh nicht funktioniert hätten. Aber uns war klar, dass, wenn wir das ausprobieren wollten, unser Taschengeld nicht ausreichte“, sagt Max.

Einen genauen Plan, wie man das anstellt und wie man ein Unternehmen gründet, hätten sie aber keineswegs gehabt. „Ich glaube, dass unsere fehlende Ahnung aber dazu geführt hat, dass wir nicht einfach aufgehört haben“, so Robin. „Hätte uns damals jemand gesagt, was alles dazu gehört, wie viel Geld und wie viel Aufwand, hätte uns das wahrscheinlich zurückgeschreckt.

Suhler Unternehmen Profectus unterstützt Maro

Über Max‘ Mutter kamen die beiden in Kontakt mit Jürgen John, Gesellschafter und Geschäftsführer der Suhler Firma Profectus, die sich auf die Entwicklung und Fertigung von Leiterplatten spezialisiert hat. Der war so begeistert von der Idee der beiden Erfurter, dass er sie im Februar 2021 nach Suhl in seine Werkstatt einlud und sie sich dort ausprobieren konnten.

Sie durften die Werkstatt benutzen, auf Werkzeuge und Material zurückgreifen, auch den Einkauf von Profectus nutzen und so benötigte Zubehörteile bestellen. Max: „Uns wurde nichts abgenommen in dem Sinne. Wir bekamen einfach Maschinen und Möglichkeiten, unsere Sache auszuweiten, als es auf einem Küchenboden mit einem Werkzeugkasten je möglich gewesen wäre.“

Gründerprämie des Thex unterstützt sie

Mit dem Übergang von der Tüftelei auf Max‘ Hallenser Küchenboden in die Profectus-Werkstatt zogen Max und Robin ebenfalls nach Suhl, beantragten die Gründerprämie des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen und Unternehmertum (Thex) und bekamen sie bewilligt. Damit einher ging auch, dass sie ihre Nebenjobs und das Studium aufgeben mussten, was für sie aber eine recht einfache Entscheidung gewesen sei. Ihre Eltern hingegen hätten sie von diesem Schritt erst überzeugen müssen.

In Suhl gute Voraussetzungen für den Karrierestart

Inzwischen steht auf dem Profectus-Gelände ein Bürocontainer für das seit Juni 2022 offiziell gegründete Start-up Maro Coffee Engineering. Max, Robin und Jürgen John sind die Gesellschafter des Suhler Unternehmens. „Wir haben unsere Karriere in Suhl gestartet, weil uns hier die Möglichkeit gegeben wurde anzufangen“, sagt Robin.

Max pflichtet ihm bei: „Südthüringen ist ein unterschätzter Standort – vor allem mit Blick auf die Industrie. Hier kriegt man zwar vielleicht keine Tiefkühlpizza mehr nach 19.30 Uhr im Supermarkt. Aber was wir hier für krasse Zulieferer in der Region haben! Wir kriegen unsere Elektronik von hier genauso wie unsere Siebträgerholzgriffe und Drehteile in Präzision.“

Auch was sie in Zukunft vorhaben, steht für das Maro-Team bereits fest: „Wir wollen einfach geile Produkte entwickeln, die Lösungen bieten. Unsere Schubladen sind praller mit Ideen, Strategien und Konzepten für neue Produkte gefüllt, als man es vielleicht gern hätte!“

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