Diplom-Verwaltungswirt (dual)
Was ist wohl die längste Berufsbezeichnung? Beamter im gehobenen nichttechnischen Dienst ist sicherlich vorn mit dabei. Die andere Bezeichnung ist zumindest ein bisschen kürzer: Diplom-Verwaltungswirt.
Genau dein Ding, denn:
- Entscheidungen treffen, fällt dir leicht.
- Du bist ein Organisationstalent und kommunikativ.
- Du übernimmst gern Verantwortung.
Eher Nichts für dich, denn:
- Sobald du „Behörde“ hörst, schläfst du ein.
- Gesetzestexte schrecken dich ab.
- Büroarbeit kotzt dich an.
Diplom-Verwaltungswirt (m/w/d): Alles nach dem Gesetz
Lea hat genau diesen Beruf ergriffen. Wenn sie sich jetzt aber vorstellt, sagt sie einfach, dass sie Sachbearbeiterin ist. Seit einem Jahr arbeitet sie im Amt für Öffentliche Ordnung und Sicherheit des Landratsamts Saalfeld-Rudolstadt im Sachgebiet Jagd-, Fischerei- und Waffenrecht. Um letzteres kümmert sie sich dort: „Ich mache alles rund um den legalen Waffenbesitz, von den waffenrechtlichen Erlaubnissen wie Erteilungen und Widerrufen bis zu den Überprüfungen. Darüber hinaus habe ich sogenannten Bürgerverkehr, wenn jemand beispielsweise eine Waffe erwirbt, und ich kümmere mich um Bußgelder und Straftaten nach dem Waffengesetz.“
Hier wird nicht nur hinter dem PC gesessen
Das war schon während ihrer dreijährigen Ausbildung eine ihrer Lieblingsabteilungen. Dabei hatte sie vorher mit Waffen und dergleichen gar nichts am Hut: „Ich mag das Team hier und mir gefallen die vielen verschiedenen Aufgaben. Ich habe Kontakt zu Menschen, sowohl zu meinen Kollegen, aber auch mit Bürgern, der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Außerdem habe ich im Monat zwei bis drei Außentermine, wenn ich Aufbewahrungen von Waffen überprüfe, Schießstätten kontrolliere oder Waffen zur Vernichtung bringe.“
Foto: Presse- und Kulturamt des Landratsamts Saalfeld-Rudolstadt
Voller Lehrplan
Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um eine duale Ausbildung, sondern um ein duales Studium in der Beamtenlaufbahn. Die Hälfte der Zeit hat Lea in verschiedenen Ämtern und Sachgebieten des Landratsamtes wie der Kreiskämmerei, des Umwelt- und Bauordnungsamts und des Personal- und Organisationsamts gearbeitet. Die andere Hälfte verbrachte sie an der Thüringer Fachhochschule für Verwaltung in Gotha. Dort standen die großen Themen Recht, Wirtschaft, Finanzen, Verwaltung und Soziales auf ihrem Lehrplan. „Es ist von Vorteil, wenn man in der Schule schon Recht und Wirtschaft hatte, aber man fängt wirklich bei null an“, versichert die 22-Jährige. Am besten haben ihr dabei die zahlreichen Rechts-Module gefallen. Seit dem Studium kennt sie sich im Baurecht, Personalrecht, Umweltrecht und vielen weiteren Rechtsgebieten aus. „Ich wusste anfangs nicht, dass es so rechtslastig wird, aber ich fand das nicht schlecht. Man muss die Paragraphen nicht auswendig lernen, sondern wissen, wo sie stehen, wann ich welches brauche, wie ich sie lesen muss und welche weiteren Gesetze ich für den Sachverhalt brauche“, sagt sie.
Selbstbewusstsein im Job
Wichtig sei es in diesem Beruf vor allem, dass man sich gut durchsetzen könne. Es sei wichtig seine Meinung sicher zu vertreten und stets zu wissen, was gesetzlich erlaubt ist. Lea: „Wir müssen viele Entscheidungen nach unserem Ermessen treffen und viel abwägen. Dabei muss einem aber immer bewusst sein, dass man nicht seine eigene Meinung durchsetzen kann, sondern nach dem Gesetz handelt: Nur weil ich etwas anders sehe, kann ich es nicht einfach anders machen.“
Wie praktisch ein Praktikum sein kann
Auf den Beruf ist sie ganz klassisch über ein Praktikum gekommen. Während der Herbstferien der zwölften Klasse war sie für zwei Wochen im Hochbauamt und mochte schon dort die Vielseitigkeit der Aufgaben. Da sie ihr Abitur machte, entschied sie sich für das Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin und nicht für die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten.
Die Beamtenlaufbahn
Die Beamtenlaufbahn bringt einige Vorteile mit sich, wie, dass sie immer ein sicheres Einkommen hat, das sich nach den Besoldungsstufen regelmäßig erhöht, es ein krisensicherer Job ist und sie in vielen Bereichen einsetzbar ist. Letzteres kann aber auch Nachteile bergen, so könnte sie wegen der Einsatzverfügung innerhalb ihres Landratsamts versetzt werden. Beamte, die vom Landesverwaltungsamt angestellt sind, können sogar in ganz Thüringen eingesetzt werden.
Stimmen die Vorurteile?
Aber stimmen neben den Vor- und Nachteilen auch die Vorurteile? Lea lacht: „Die Vorurteile darf ich mir von meinen Freunden und Familie natürlich auch oft anhören, wie, dass wir nur rumsitzen und nichts tun. Das ist aber nicht so! Klar, macht man vielleicht mal freitags um 1 Feierabend, aber das liegt auch daran, dass ich mir die Arbeitszeit über die Woche rausarbeite. Und das gibt es ja in anderen Berufsgruppen auch.“