Politiker (m/w/d)
Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht in den Nachrichten sind: Politiker. Sie sind wichtig für unsere Demokratie und werden, je nachdem in welchem Parlament sie sitzen, alle paar Jahre neu gewählt – wie neulich der Thüringer Landtag. Aber wie wird man eigentlich Berufspolitiker?
Foto: Die Linke Fraktion im Thüringer Landtag
Politiker (m/w/d): Demokratie als Job
Lena Saniye Güngör ist 31 Jahre alt, Linken-Politikerin und gerade in den Thüringer Landtag wiedergewählt worden. Dabei ist sie erst vor rund sieben Jahren einer Partei beigetreten. „Ich habe sehr lange bewusst nur außerparlamentarisch in Gruppen, Projekten und Initiativen mitgewirkt, weil ich eine gewisse Hemmschwelle vor Parteien hatte“, erinnert sie sich. Ihr politisches Interesse und Engagement begannen 2012, als sie für ihr Studium nach Chemnitz gezogen war und dort eine Zeit lang jeden Montag „Pegida“ auf die Straße ging. Daraufhin organisierte sie jede Woche Montag eine Gegen Demonstration gegen die anti-islamische, rechtsextremistische Bewegung.
Mut wird belohnt
Das habe sie stark politisiert, sodass sie fünf Jahre später, als sie inzwischen in Jena Psychologie sowie Ethik und Konfliktforschung im Master studierte, der Partei „Die Linke“ beitrat. „Eigentlich wollte ich aber immer in die Wissenschaft und habe nach meinen Abschlüssen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena gearbeitet“, erzählt Güngör. „Da ich aber der Typ ‚Entweder ganz oder gar nicht‘ bin, habe ich mich in Jena stark bei den Linken eingebracht und wurde deswegen 2019 gefragt, ob ich für den Jenaer Stadtrat kandidieren möchte.“ Das tat sie und wurde als linke Spitzenkandidatin in das Ehrenamt der Stadträtin gewählt.
Politiker werden: Studieren ist kein Muss
Mit ihrer Studienwahl fällt Güngör etwas aus dem Raster, wenn man sich anschaut, was ihre Kollegen im Bundestag studiert haben: Die meisten sind Rechts- und Staatswissenschaftler und haben somit Politikwissenschaften oder Jura studiert. Tatsächlich ist ein abgeschlossenes Studium aber keine Voraussetzung, um Politiker zu werden. Diese Auffassung vertritt auch die Landespolitikerin: „Ich finde, dass es viel mehr andere Berufsabschlüsse und Nicht-Akademiker in der Politik bräuchte.“
Du willst dich engagieren?
Jungen Menschen, die in die Politik gehen möchten, empfiehlt sie daher, ihren Interessengebieten nachzugehen, für die sie einstehen und für die sie sich möglicherweise eh schon in Initiativen oder Projekten starkmachen. Darüber sei ein Einstieg in eine Partei oder ins politische Geschehen möglich.
Sie möchte aber auch betonen, dass die einzelnen Politiker nur so gut seien, wie das Team, das hinter ihnen stehe und dass es im politischen System nicht nur den hervorgehobenen Beruf des Politikers gebe, sondern als Referenten auf Fraktionsebene, Mitarbeitende im Wahlkreis oder der Stadtratsfraktion unterschiedliche Berufsmöglichkeiten.
Die Zeit richtig nutzen
Als Landtagsabgeordneter wird man für fünf Jahre gewählt. Was danach passiert, ob man wieder gewählt wird, weiß man nicht. Es handelt sich also um einen befristeten Job: „Ich würde mir wünschen, dass allen, die sich für ein politisches Mandat bewerben, diese Begrenzung bewusst ist. Wir Politiker sollten uns nicht aus Prinzip an unsere Stühle ketten, sondern die Zeit und die durchaus großen Ressourcen, die wir haben, sinnvoll einsetzen.“
Wie dabei der Alltag aussieht, ist laut Güngör von Woche zu Woche unterschiedlich. Gerade die Abwechslung gefalle ihr. Während des Wahlkampfes dieses Jahr sei sie viel draußen unterwegs gewesen. Einen Großteil der Arbeit nehmen aber Ausschusssitzungen, vorbereitende Sitzungen und Plenarwochen ein, auf die sich die Abgeordneten vorbereiten müssen.