Stufenweise Ausbildung

In Etappen ans Ziel

Bald stehen deine Abschlussprüfungen an – und damit die Frage im Raum, was du spä­ter mal werden möchtest. Egal, ob du dein Abi machst oder einen Real- oder Haupt­schulabschluss anstrebst: Wenn du früh­zeitig darüber nach­denkst, was du im An­schluss machen willst, fällt dir die Ent­schei­dung leichter.

Den Schulabschluss in der Tasche – und jetzt?

Mit einer Ausbildung legst du den Grundstein für deine Karriere. Am geläufigsten sind die dreijäh­rigen dualen Ausbildungen. Doch es gibt auch zahl­rei­che Berufe, in denen du nach zwei Jahren dei­nen Abschluss in der Ta­sche hast. Danach hast du oftmals die Wahl, ob du deine Ausbil­dung mit ei­nem dritten Lehrjahr fortsetzt oder ob du gleich in den Berufsalltag startest.

Moritz, Lea und Maurice geben euch hier Ein­blicke in ihre bisherige Laufbahn und erklären euch, wie sie die Möglichkeit der Stufenaus­bil­dung zu ihrer be­ruf­lichen Weiterqualifizierung nut­zen.

Elektro-Branche: Industrieelektriker

Wer die zweijährige Ausbildung zum Industrie­elektriker abgeschlossen hat, kann die Ausbil­dung zum Elektroniker für Betriebstechnik oder Elektroniker für Geräte und Systeme fort­setzen.

Maurice hat im vergangenen Sommer seine Ausbildung zum Industrieelektriker bei dem Dienst­leister für Automatisierungs-, Bestü­ckungs- und Steuerungslösungen ABS elec­tro­nic Mei­ningen GmbH abgeschlossen.

In der Ausbildung neue Wege einschlagen

Manchmal stellt man erst mittendrin fest, dass eine Ausbildung nicht zu 100 Prozent zu einem passt. Und das ist gar nicht schlimm. Maurice hat zuerst die dreieinhalbjährige Ausbildung im Hand­werk zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik in einem anderen Unterneh­men begonnen. Dabei hat er jedoch festgestellt, dass ihm das Handwerkliche an diesem Beruf nicht so liegt.

Über seinen ehemaligen Ausbil­dungsbetrieb ist er zu seinem jetzigen ge­kom­men – und sehr zufrieden. „Ich habe dann hier eine Woche Praktikum gemacht, das mir gut ge­fallen hat“, erinnert sich der 20-Jährige. Dass die­se Ausbildung zu ihm passt, hat er auch dadurch bewiesen, dass er im IHK-Kammer­bezirk Süd­thüringen den besten Abschluss zum Indus­trieelektriker gemacht hat und mit dem Bil­dungsfuchs ausgezeichnet wurde.

Vielfalt in der Ausbildung zum Industrieelektriker

Als Industrieelektriker-Azubi hat er Leiterplatten maschinell und per Hand bestückt, verlötet und geprüft. Um aber einen guten Überblick zu bekommen, wo was gemacht wird, hat er alle Be­rei­che der Produktion durchlaufen. Ange­fan­gen mit dem Wareneingang ging es weiter zur automatischen Bestückung, Handbestückung und zu den Prüfprozessen.

Seit seiner Übernah­me im September arbeitet er in der elek­tro­ni­schen Prüfung. „Es gab aber keinen Bereich, der mir nicht gefallen hat. Das gefällt mir auch an meinem Beruf: Dass man nicht immer ein- und das­selbe macht“, sagt Maurice.

Industrieelektriker

Maurice hat mit der Ausbildung zum Industrieelektriker einen Beruf gefunden, der zu ihm passt. Foto: Sandra Böhm

Themenüberschneidungen in den Aus­bildungen

Als Grundvoraussetzung ist es in diesem Beruf wichtig, dass man mathematisches und physi­ka­lisches Verständnis mitbringt und an Technik interessiert ist. In der Berufsschule kam ihm in den ersten Lernfeldern vieles von seiner hand­werklichen Ausbildung sehr bekannt vor.

„Die ers­ten vier Lernfelder sind eigentlich gleich. Da geht es um den Grundeinstieg in allgemein Elek­trisches wie etwa um den Widerstand“, so Maurice. Ab dem fünften Lernfeld wird es dann spe­zialisierter.

Von der Verkäuferin zur Kauffrau im Einzelhandel

Erst die Ausbildung zur Verkäuferin, dann die weiterführende Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel: Lea fühlt sich wohl im Handel. Foto: Privat

Handel: Von der Verkäuferin zur Kauffrau im Einzelhandel

Lea hat zuerst ihre Ausbildung zur Verkäuferin bei Aldi Nord abgeschlossen. Jetzt führt die 19-Jäh­rige aus Schmalkalden dort ihre Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel fort.

Ihr erstes Lehrjahr hat Lea noch bei Herkules in Bad Salzungen gemacht, dann ist sie nach Schmal­kalden umgezogen und hat ihre Aus­bildung bei Aldi fortgesetzt. „Dort ist es so, dass man erstmal als Auszubildende zur Verkäuferin für zwei Jahre eingestellt wird, um zu sehen, ob das funktioniert. Je nachdem, wie man sich schlägt und wie die Noten sind, kann man dann das dritte Lehrjahr noch anschließen.“

Der Abschluss zur Verkäuferin als Zwi­schenschritt

Für sie stand fest, dass sie auf jeden Fall die Aus­bildung zur Kauffrau im Einzelhandel weiter­ma­chen möchte, da sie später mehr Verantwortung über­nehmen möchte. Dass der Weg erstmal über die zweijährige Ausbildung führte, findet die 19-Jährige aber gar nicht schlimm. Im Ge­gen­teil: „Angenommen ich würde den Abschluss zur Kauffrau nicht schaffen, hätte ich gar keinen Ab­schluss. So habe ich durch diesen Zwi­schenschritt schonmal den Abschluss zur Ver­käuferin. Die Sicherheit besteht also, falls es doch nicht klappen sollte.“

Jetzt im dritten Lehrjahr wird Lea auch im Büro ein­gesetzt und erhält so Einblicke in die Perso­nal­planung, Bestellungen und den Lager­be­stand – also in alle Abläufe, die es braucht, um ei­nen Supermarkt am Laufen zu halten. In den ers­ten zwei Jahren ihrer Ausbildung lernte sie un­ter anderem, wie man Kunden berät, die Kas­se bedient, was zur Warenpflege und -ver­räumung dazu gehört und wie man eine Inventur macht.

Die Weiterqualifizierung als Sprung­brett

Mit der Weiterqualifizierung errechnet sich die Aus­zubildende bessere Chancen für später. „Ich sehe das als Sprungbrett für Weiterbildungen. Zum Beispiel habe ich mich um ein Sti­pendium für die Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin bei der IHK beworben. Das wurde mir jetzt auch ge­neh­migt. So könnte ich später zur Filialleitung auf­steigen oder sogar zur Re­gio­nalleitung“, er­zählt sie stolz. Da Lea im IHK-Kammerbezirk Süd­thüringen die Abschluss­prüfung zur Ver­käu­ferin als eine der Besten ihres Jahrgangs ab­ge­legt hat, wurde sie mit dem Bildungsfuchs aus­ge­zeichnet.

Industrie: Vom Maschinen- und An­la­genführer zum Indus­trie­me­cha­ni­ker

Nachdem Moritz seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer in der Fach­rich­tung Me­tall und Kunststoff erfolgreich bei Harry’s in Eisfeld abge­schlos­sen hat, lernt er nun den In­dus­trieme­cha­niker.

„Ich hatte von vornherein geplant, den Indus­trie­mecha­niker zu machen“, sagt Moritz. „Aber da ich meinen Realschulabschluss in der Schule nicht geschafft hat­te, sondern nur den quali­fizierten Haupt­schulabschluss, hat mir die Firma ange­boten, dass ich erst den Maschinen- und Anla­gen­führer mache und dann die Anschluss­aus­bil­dung zum Industriemechaniker. So mache ich das jetzt auch. Ehrlich gesagt bin ich jetzt froh, dass ich schon den Abschluss zum Ma­schinen- und Anlagenführer habe.“

Als Maschinen- und Anlagenführer hat er die Ma­schinen bedient und am Laufen gehalten. Wenn er dann Industriemechaniker ist, ist er ein so­genannter Einrichter und darauf spezialisiert, die Maschinen zu reparieren und instand zu hal­ten. Besonders viel Erfahrung hat der 18-Jährige als Bediener an der Stanze gesammelt. Bei Har­ry’s werden Rasierklingen gefertigt, die in ver­schie­denen Arbeits­schritten gestanzt, gehärtet, ge­schlif­fen und veredelt werden.

Ausbildung: Mit Know-how an der Stanze

„Am Anfang hatte ich gar keine Ahnung, an wel­cher Maschine ich gerne ein­ge­setzt werden möch­te. Aber ich bin froh, an der Stanze gelan­det zu sein, weil ich gemerkt habe, dass das doch recht interessant ist. Es ist eben nicht nur ein paar Löcher in irgendwelche Stahlwände zu stan­zen. Eine Stanze besteht aus der Ab­wickel­tech­nik, bei der der Stanze sowohl das Stahl­band zugeführt als auch das Band wieder aufge­wickelt wird, und der Messtechnik. Zum Arbeiten an der Stanze gehört sehr viel Know-how dazu, da­mit das am Ende alles passt.“

Vom Maschinen- und Anlagenführer<br />
zum Industriemechaniker

Moritz hat bereits seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen. Jetzt qualifiziert er sich weiter zum Industriemechaniker. Foto: Sandra Böhm

Vom Hobby zum Beruf

Am besten gefällt Moritz, dass die Arbeit eines In­dus­triemechanikers immer ab­wechs­lungsreich ist. „Es gibt im­mer andere Sachen zu reparieren. Da gibt es immer was Neues und man lernt immer dazu. Man macht nicht einfach nur stumpf sei­ne Arbeit.“ Das Reparieren von Dingen in sei­ner Freizeit war es auch, was ihn auf diesen Beruf ge­bracht hat. „Ich habe mich immer schon fürs Dre­hen und Fräsen interessiert und da dachte ich, dass ich doch in die Me­tall­branche gehen könn­te.“

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