Besser geht’s nicht: René ist
der beste Bürokaufmann

Jedes Jahr ehren die Industrie- und Handelskammern (IHK) die Azubis, die in ihrem Beruf den besten Abschluss gemacht haben. Letztes Jahr war René der beste ausgelernte Kaufmann für Büromanagement der IHK Ostthüringen zu Gera. Aber nicht nur das!

 

René bei der Preisverleihung zum besten Bürokaufmann. Foto: Sio Motion/IHK Gera

Kaufmann für Büromanagement: Besser geht’s nicht

Am Ende wurdest du sogar der bundesbeste Auszubildende in deinem Beruf. War das dein Ziel?

Ich habe es mir nie als Ziel gesetzt. Als Witz habe ich am Anfang der Ausbildung zu meiner Ausbilderin gesagt, dass ich ihr ebenfalls, wie mein Vorgänger, den IHK-Pokal für Ostthüringen mitbringe. Aber als die E-Mail vom Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer mit der Einladung zur bundesweiten Bestenehrung kam, dachte ich erst, es wäre ein Fake. Ich habe zwar viel für die Abschlussprüfung gelernt, aber da das dritte Lehrjahr eh sehr voll war mit Prüfungsvorbereitung, musste ich vieles nur nochmal wiederholen.

Bist du stolz darauf?

Der Titel ist mir egal, aber auf meine Leistung bin ich stolz.

Du warst älter als der typische Azubi. War das komisch?

Als ich mich beworben habe, habe ich mir schon gedacht: ‚Boar, du bist 26 Jahre alt. Die Personaler denken sich doch bestimmt, dass ich einen total verkorksten Lebenslauf hatte.‘ Das war aber totaler Schwachsinn. Mein Azubi-Jahrgang und ich haben uns auch richtig gut verstanden. Wir waren alle auf einer Wellenlänge und haben uns gegenseitig geholfen. Irgendwann haben wir festgestellt, dass eine meiner Azubi-Kolleginnen in die Grundschule gekommen ist, als ich meinen Realschulabschluss gemacht habe. Das war lustig, aber nicht komisch.

Was hast du vorher gemacht?

Nach meinem qualifizierten Hauptschulabschluss habe ich den Wirtschafts-Realschulabschluss gemacht und danach mein Fachabitur auch mit Fokus auf Wirtschaft. Für das Pflichtpraktikum am Ende habe ich bei einem mittelständischen Produktionsbetrieb gearbeitet, ehe ich für sechs Semester an der Fachhochschule in Jena Betriebswirtschaftslehre studiert habe. Wenn mich eine Sache ärgert, dann dass ich dort zwei Prüfungen ewig vor mir hergeschoben und eine davon nicht geschafft habe. Danach habe ich wieder im Einzelhandel gearbeitet, und auch wenn ich dort gutes Geld verdient habe, habe ich kaum Zeit zum Geldausgeben gehabt, da Überstunden aufgrund von Personalmangel an der Tagesordnung waren. Das wollte ich nicht mein Leben lang machen.

Warum wolltest du dann Kaufmann für Büromanagement werden?

Meine Eltern sind beide Kaufleute und mein Uropa war Buchhalter. Es lag also nahe. Außerdem konnte ich mich nie so richtig für Technik begeistern. Als ich mich entschieden habe, aus dem Einzelhandel wegzugehen, stand für mich fest, dass ich entweder Industriekaufmann oder Kaufmann für Büromanagement werden möchte. Dass ich die Ausbildung bei der TEAG (Thüringer Energie AG) begonnen habe, war eher Zufall. Mir war nur wichtig, dass ich in Jena bleibe. Deswegen hat mich die TEAG, die ihren Hauptsitz in Erfurt hat, bei Ihrem Tochterunternehmen der TES – Thüringer Energieservice GmbH in Jena eingesetzt.

Der frischgebackene Preisträger René. Foto: TEAG

Wie war’s an der Berufsschule?

Dort hatten wir allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Sozialkunde und Ethik. Die Inhalte waren aber auf unseren Beruf abgestimmt. Wir haben also in Deutsch keine Gedichtinterpretation behandelt, sondern gelernt, wie man einen Geschäftsbrief schreibt. Ansonsten hatten wir Lernfelder, in denen wir das Wichtigste für den Beruf gelernt haben, zum Beispiel Textverarbeitung, Personalwesen und wie man eine Geschäftsreise plant.

Wie war der praktische Teil deiner Ausbildung?

Ich habe das schon in meiner Rede zur Bestenehrung in Gera gesagt: Ich finde, man kann es nicht besser machen als hier. Jeden Freitag habe ich mit meiner Ausbilderin gesprochen, ob es Probleme gibt und ich irgendwo Unterstützung brauche. Zudem waren wir viel auf Lehrgängen, zum Beispiel zur Kostenrechnung, Buchhaltung und Excel. Während der Ausbildung war ich jedes halbe Jahr in einer anderen Abteilung. Aber schon in meiner dritten – dem gerichtlichen Forderungsmanagement – hat das so gut gepasst, dass ich nach der Ausbildung dort arbeiten wollte. Deswegen war ich am Ende meiner Ausbildung nochmal dort und wurde auch nach meinem Abschluss übernommen.

Was sind dort deine Aufgaben?

Ich arbeite dort mit meinen Kollegen, alles Rechtsanwaltsfachangestellte, zusammen. Durch unsere Abteilung werden offene Forderungen, die durch Nichtzahlung von Strom- oder Gasrechnungen entstehen, tituliert. Das bedeutet, dass wir beim Mahngericht einen Mahnbescheid und später einen Vollstreckungsbescheid beantragen. Die Aufgaben von meinen Kolleginnen und mir umfasst die komplette Beitreibung dieser offenen Forderungen. Da geht es dann zum Beispiel um Lohnpfändungen, Zählersperrungen und Zwangsversteigerungen. Viele denken, dass das die schwierigste Abteilung sei, aber man darf nie vergessen, dass hinter jedem Fall persönliche Schicksale stecken.

Was hat dir an deiner Ausbildung am besten gefallen?

Im Grund die Ausbildung an sich. Ich mochte das Miteinander, vor allem zwischen uns Auszubildenden.

Gab es Herausforderungen?

Ich musste erstmal das Lernen wieder lernen. Sich abends dafür hinzusetzen, war eine Umstellung.

Was kommt als Nächstes für dich?

Irgendwann möchte ich die Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt machen. Aber gerade bin ich froh, nicht lernen zu müssen, sondern nach Feierabend einfach freizuhaben. Ich mache das dann, wenn ich mich dafür bereit fühle. Schließlich ist es für eine Weiterbildung nie zu spät.

Würdest du heute wieder diesen Weg gehen?

Ich würde auf jeden Fall wieder eine duale Ausbildung machen! Vor einem Jahr hat mich mein mittlerweile 18-jähriger Cousin gefragt, was er machen soll. Denn er will eine Ausbildung zum Maler und Lackierer machen, aber seine Lehrerin war von der Idee anscheinend nicht so begeistert und schlug ihm vor, lieber erstmal sein Abitur zu machen und eventuell studieren zu gehen. Ich habe ihm gesagt, dass eine Ausbildung ein super Weg ist, weil sie ihn aufs Leben vorbereitet. Sein Abi kann er später immer noch machen, wenn er das will. Aber gerade in Deutschland haben wir so ein gutes System mit der dualen Ausbildung. Das sollten wir nicht schlechtreden.

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