Werkstoffprüfer (m/w/d)
Im Labor und mithilfe von Automaten überprüfst du als Werkstoffprüfer Metalle und andere Werkstoffe auf ihre Eigenschaften und Zusammensetzungen. Ist etwas mangelhaft, schlägst du Alarm.
Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
In der Mitte liegt eine Metallprobe, wie sie vor einer Prüfung aussieht. Rechts ist sie optimal zerschlagen worden, während sie sich links verformt hat. Fotos: Sandra Böhm
Werkstoffprüfer: Kaputtmacher, damit nichts kaputt geht
Bevor ein Teil weiterverbaut wird, muss sichergestellt werden, dass es nicht plötzlich den Geist aufgibt. Das machen Werkstoffprüfer. Sie testen das Material oft so lange, bis es kaputt geht.
Was des einen Freud ist, ist des anderen Leid. So lässt sich wohl das Dilemma beschreiben, in dem Werkstoffprüfer stecken. Denn sie testen Werkstoffe auf ihre Qualität. Wenn die einwandfrei ist, freut es die Produktion oder die Lieferenten, schließlich haben sie dann fehlerfrei gearbeitet. Für den Werkstoffprüfer ist es aber eine Art Belohnung, wenn sie doch bei einem Teil einen entscheidenden Fehler feststellen.
Werkstoffprüfer kontrollieren auch mal alle Teile
„Das beste Beispiel ist in der Magnetprüferprüfung. Wenn man eine Einhundertprozentkontrolle einer kompletten Serie macht und findet darunter wenigstens ein defektes Teil und vorher hat man sich – auf gut deutsch gesagt – für Blöde erklärt, weil bei 1000 Teilen nichts zu finden war. Dieses eine Teil ist dann immer wieder das Erfolgserlebnis, warum die Arbeit wieder richtig Spaß macht“, gibt Till Einblicke in seine Tätigkeit. Er steht beim Gelenkwellenwerk Stadtilm kurz vor seiner Abschlussprüfung.
Stoffe auf die Probe stellen
Bei der Magnetprüferprüfung handelt es sich um ein zerstörungsfreies Prüfverfahren, sodass die einwandfreien Produkte weiterverwendet werden können. Einfach erklärt wird dafür das Teil magnetisiert und mit ganz feinen Metallsplittern besprüht. Durch die Magnetisierung werden unter ultraviolettem Licht im Fall der Fälle kleine Risse deutlich.
Es gibt aber auch zahlreiche Prüfmethoden, bei denen das Teil zerstört wird. „Wir arbeiten im Labor. In den meisten Fällen werden aus diversen Bauteilen Stückchen rausgetrennt und Schliffe erstellt, die wir dann auf das Gefüge, Randhärten, Oberflächenhärten und Kernhärten untersuchen“, erklärt Till.
Bauteilen zerstören, gehört zum Job
Außerdem werden aus den Bauteilen Proben entnommen, um sie auf die Festigkeit zu prüfen. Bei der Zugprobe wird ein Stab in eine Maschine eingespannt und mit einer voreingestellten Kraft so lange daran gezogen, bis er bricht. Dadurch kann bestimmt werden, wie lange das Material unter welcher Belastung hält. Ähnlich ist es bei der Kerbschlagprüfung. Dafür wer den 55 Millimeter lange Proben erstellt, in die mittig eine Kerbe reingefräst wird, um sie anschließend mit einem Pendelschlagwerk zu zerschlagen. Hier wird die verbrauchte Energie gemessen, um Schlüsse auf die Zähigkeit des Materials ziehen zu können.
Aber nicht nur die fertigen Produkte des Werks stehen unter den wachsamen Augen von Till und seinen Kollegen. Auch im Wareneingang werden die gelieferten Materialien einer Gegenprüfung unterzogen, bevor sie in die Produktion dürfen.
Hier führt Till die Kerbschlagprüfung durch. Das Pendelschlagwerk schlägt auf die große Probe, in die zuvor mittig eine Kerbe gefräst wurde. Dabei wird die Zähigkeit des Materials überprüft.
Mathe, Physik und Chemie treffen auf handwerkliches Geschick
Am Anfang der dreieinhalbjährigen Ausbildung hatte Till einen Metall-Grundkurs, in dem er Grundfertigkeiten wie Feilen, Drehen, Fräsen, Bohren und Sägen gelernt hat. In den ersten Lehrjahren geht es viel um Chemie, Physik und Mathe, so Till. Angehende Werkstoffprüfer sollten laut ihm unbedingt folgendes mitbringen: „Für den Beruf braucht man ein ganz großes Qualitätsbewusstsein und bei der Schlifferstellung auch Fingerspitzengefühl.“
Warum Werkstoffprüfer wichtig sind
Der Beruf ist wichtig, um die Qualität einzelner Bauteile zu sichern“, bekräftigt der 19-Jährige seine Berufswahl. „Dadurch können im Nachgang Unfälle vermieden werden, zum Beispiel bei Achsschenkelbolzen, die in Bussen verbaut werden, oder Gelenkwellen in der Schiffsanwendung, über die die Steuerung läuft.“ Würden diese mitten in der Fahrt reißen oder brechen, wären gefährliche Unfälle vorprogrammiert.
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