Wirtschaftsingenieur Technischer Vertrieb (dual)
Die einen gehen nach der Schule an die Uni, die anderen beginnen ihre Ausbildung in einem Betrieb. Doch es geht auch beides: Johannes hat nach seinem Realschulabschluss zuerst seine Mechatroniker-Ausbildung gemacht und studiert jetzt dual.
Johannes: „Ich wollte immer einen guten Mix aus Werkstatt und Büro, deswegen bin ich auch auf den Technischen Vertrieb gekommen. Denn bei uns im Unternehmen bauen wir individuelle Maschinen und haben keinen klassischen Produktkatalog. Gerade in der Auswuchttechnik sind es alles Sonderwünsche.“ Foto: Sandra Böhm
Wie praktisch: Studieren im Ausbildungsbetrieb
„Ich hatte meinen Realschulabschluss gemacht und wollte danach eigentlich mein Abitur nachmachen“, erzählt Johannes. Aber durch das verpflichtende Schülerpraktikum während der Realschule hat er die TIRA GmbH kennengelernt, wo ihm nach dem Praktikum eine Ausbildungsstelle angeboten worden sei.
„Aus dem Haus stammt die Idee, ich könnte hier einen Beruf lernen und nebenbei das Fachabitur mitmachen. Da habe ich mir gedacht: Das ist eigentlich keine schlechte Idee. Es dauert zwar ein halbes Jahr länger als das reine Abitur, aber für mich reicht das Fachabitur aus, denn Arzt oder Anwalt wollte ich sowieso nicht werden, sondern etwas im technischen Bereich. Also, warum soll ich dafür zur Schule gehen? Wenn es dann mit dem Studium doch nichts wird, habe ich dank der Ausbildung immer noch den Beruf!“
Deswegen hat er von 2017 bis 2021 die Mechatroniker-Ausbildung absolviert und gleich im Anschluss sein duales Studium Wirtschaftsingenieurwesen im Technischen Vertrieb an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach begonnen.
Technische Grundlagen im ersten Abschnitt des Wirtschaftsingenieur Studiums
Man merke sehr schnell, ob das Studium zu einem passe oder nicht, versichert der 23-Jährige. In den ersten zwei bis drei Semestern ähnelt das Studium dem eines Ingenieurs mit vielen technischen Grundlagen wie Einführung in die Mechanik, Grundlagen der Konstruktion sowie der Informatik und Programmierung. Danach gehen die Studieninhalte vermehrt auf das Wirtschaftsingenieurwesen ein und die Module behandeln Themen wie Finanzierung, Kunden-, Service- und Vertriebsmanagement, Unternehmensführung und Controlling.
Der Unterschied zwischen Ausbildung und Dualen Studium
„Der größte Unterschied zwischen Ausbildung und Studium für mich ist das Verstehen der gesamten betrieblichen Zusammenhänge“, so Johannes. „Als Mechatroniker ist einem der technische Bereich klar und man weiß, was man zu machen hat.Aber wie ein Unternehmen funktioniert, von der Kalkulation über interne Buchhaltung bis zur Kundenbetreuung, den Überblick habe ich im Studium bekommen.“
Die vorherige Ausbildung habe ihm aber für die technischen Aspekte des Studiums geholfen. „Ich wusste, worüber wir sprechen, weil ich das schon in der Werkstatt gesehen habe. Und umgedreht erinnere ich mich in den Praxisphasen, dass wir das im Studium hatten.“ In jeder Praxisphase muss Johannes eine Projektarbeit schreiben, die anfangs 20 Seiten lang ist und später noch umfangreicher wird. Die letzte Projektarbeit im sechsten Semester ist seine Bachelorarbeit.
Wirtschaftsingenieur: eine Mischung aus Büro und Werkstatt
Als Mechatroniker arbeitet Johannes jetzt nicht mehr, doch auch seine größte Sorge vorm Studienbeginn, nur noch im Büro zu sitzen, war unbegründet. „Ich wollte immer einen guten Mix aus Werkstatt und Büro, deswegen bin ich auch auf den Technischen Vertrieb gekommen.
Denn bei uns im Unternehmen bauen wir individuelle Maschinen und haben keinen klassischen Produktkatalog. Gerade in der Auswuchttechnik sind es alles Sonderwünsche.“ Sein Job beginne schon mit der Konzepterarbeitung mit dem Kunden, wo ein großer Teil seiner Arbeit Beratungsaufgaben seien. Als technischer Vertrieb erarbeite er auch den ersten Entwurf der Maschine. „Den wollen wir natürlich verkaufen und den Auftrag erhalten. Der Technik-Aspekt ist bei uns sehr hoch und da manche Projekte auch mal mehrere Jahre dauern, macht es das sehr spannend.“
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