Deutschlands jüngste Bürger­meis­terin

… kommt aus dem Wartburgkreis, genauer gesagt aus der Gemeinde Oechsen. Sina Römhild hat sich im vergangenen Sommer mit 24 Jahren zur Wahl gestellt und vertritt nun ihren 600-Einwohner-Ort.

Bürgermeisterin Sina Römhild

Sina Römhild | Fotos: Gemeinde Oechsen

Deutschlands jüngste Bürgermeisterin: Sina Römhilds Weg

„Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm. Aber die Südthüringer Zeitung hatte vor der Wahl darüber berichtet, dass ich die jüngste Kandidatin in Thüringen bin. Dann habe ich ein bisschen gegoogelt, wer denn der jüngste Bürgermeister in Deutschland ist, und dann war mir klar, dass, wenn ich die Wahl gewinne, ich jüngste Bürgermeisterin bin“, erinnert sie sich.

Den Medientrubel, den es deswegen um ihre Person sogar von deutschlandweiten Medien wie der Wochenzeitung Die Zeit und dem ZDF gab, kann sie jetzt gut für ihren Heimatort nutzen. Dadurch habe sie zahlreiche Kontakte knüpfen können. „Kontakte sind als Bürgermeisterin ganz, ganz wichtig“, betont sie. „Das hat sehr viele Vorteile, wenn man gleich eine Person zur Hand hat, die man anrufen kann.“

Dass sie tatsächlich mal in die Kommunalpolitik gehen wird, war eigentlich nie ihr Ziel. Durch ihre Ausbildung zur Verwaltungswirtin und ihre hauptamtliche Arbeit im Landratsamt des Wartburgkreises kennt sie sich jedoch sehr gut bei kommunal­rechtlichen Belangen aus und versteht die Verwaltungsabläufe. Der vorherige Bürgermeister von Oechsen hatte im vergangenen Jahr bekannt gegeben, dass er sich aus Altersgründen nicht nochmal zur Wahl aufstellen lassen wird. Deswegen wurde im Ort aktiv nach einem Nachfolger gesucht.

Während eines Treffens der mobilen Dorfmitte seien zwei Gemeinderatsmitglieder auf die junge Frau zugegangen, ob sie sich das nicht vorstellen könnte. „Das hat sich dann wie ein Lauffeuer im ganzen Ort herum gesprochen und ich wurde auch von anderen Leuten darauf angesprochen, die die Idee gut fanden. Das hat mich darin bestärkt, zu kandidieren“, so Sina Römhild.

Die Aufgaben als Bürgermeisterin

So ist die 25-­Jährige nun seit über einem Jahr ehrenamtliche Bürgermeisterin von Oechsen. Das muss sie mit ihrer Stelle im Landratsamt und ihrem Familien­ und Privatleben unter einen Hut bekommen. 35 Stunden die Woche arbeitet sie im Landratsamt und zehn bis 15 Stunden für ihr Bürgermeisteramt. „Das braucht einen guten zeitlichen Ablauf. Meistens kümmere ich mich abends, wenn meine Tochter im Bett ist, um die Anliegen. Zum Glück unterstützt mich meine Familie sehr“, sagt die Oechsenerin.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Aufgabe eines Bürgermeisters darin besteht, die Gemeinde zu vertreten. Das heißt konkret, dass Sina Römhild Ansprechpartnerin für alle Anliegen der Einwohner ist, Gemeinderatssitzungen vorbereitet und leitet, sich mit der Gemeindeverwaltung abstimmt und repräsentative Aufgaben übernimmt. So gehört es jetzt in ihren Terminkalender, wenn das neue Feuerwehrauto eingeweiht wird oder der örtliche Kleintierzuchtverein eine Rassekaninchen­-Schau veranstaltet.

neues Feuerwehrauto

neues Feuerwehrauto

Kindergarten Oechsen

Kindergarten

Grundschule Oechsen

Grundschule

„Vitamin B“: Beziehungen sind wichtig

Doch schon vor ihrer Rolle als Bürgermeisterin hat sie sich in ihrem Dorf engagiert. Als Jugendliche ist sie dem Kirmesverein beigetreten und versucht sich auch jetzt nach wie vor dort einzubringen. „Zum Beispiel beim Ausschank helfe ich dann“, sagt Sina Römhild. „Ich arbeite gerne mit anderen zusammen und organisiere etwas.“ Das empfiehlt sie auch allen, die vielleicht in Zukunft mit dem Gedanken spielen, in die Kommunalpolitik einzutreten.

Am besten sei es über einen Verein zu gehen, denn dann sei man vernetzt und wäre im Ort bekannt. Es muss ja nicht gleich das Bürgermeisteramt sein, sagt sie. Aber wer gewählt werden will, müsse bei den Leuten bekannt sein. „Man kann auch über den Gemeinderat erstmal reinschnuppern. Der Haushalt einer Gemeinde ist zum Beispiel sehr wichtig. Wie der funktioniert, be­kommt man im Gemeinderat mit.

Gemeinschaftlich an einem Strang ziehen

Für ihre Gemeinde vertritt Sina Römhild einige ihr sehr wichtige Anliegen. Zum einen soll Oechsen eigenständig bleiben und nicht eingemeindet werden, da dann Anliegen des Ortes nicht mehr vor Ort, sondern woanders diskutiert werden. Zudem möchte sie Kinder und Familien unterstützen, weswegen beispielsweise bereits neue Spielgeräte bestellt wurden. Außerdem möchte sie alle Einwohner des Dorfes einbeziehen. Dafür wurde ein Gemeindecafé ins Leben gerufen, wo sich alle austauschen können.

„Ich engagiere mich, weil ich es wichtig finde, dass man nicht nur meckert. Ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg, aber ich will auch selbst mitanpacken und selbst versuchen, etwas zu erreichen“, betont Sina Römhild. Und: „Jeder kann eine andere Meinung haben, aber man sollte auch versuchen, Lösungen anzubieten.“

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